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Archiv-Artikel

Krankheitsfaktor psychischer Stress

BERLIN taz ■ Matthias Platzeck folgte „dringendem ärztlichen Rat“, als er gestern seinen Rücktritt als SPD-Parteichef verkündete. Konkret waren es zwei Hörstürze, ein Kreislaufkollaps und ein Nervenzusammenbruch, die den brandenburgischen Ministerpräsidenten zwangen, kürzer zu treten. Was aber ist das eigentlich?

Ein Hörsturz bedeutet eine plötzliche Störung im Innenohr, die von Schwerhörigkeit bis zu Taubheit führen kann. Er macht sich durch Ohrgeräusche, ein Gefühl von Druck oder Unempfindlichkeit im Ohr sowie Schwindelanfälle bemerkbar. Wird ein Hörsturz nicht spätestens am zweiten Tag behandelt, drohen anhaltende Schäden – nur 30 bis 40 Prozent der Erkrankten erreichen wieder normales Hörvermögen. Besonders anfällig scheinen zwei Gruppen: Menschen, die wegen Übergewicht, zu hohem Blutdruck, Diabetes oder als Raucher auch ein hohes Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte haben. Und Menschen, die sich zu viel zumuten oder überfordert werden. Einen wissenschaftlichen Beleg dafür gibt es allerdings nicht, weil aussagefähige Studien fehlen.

Ein Kreislaufkollaps bezeichnet eine Ohnmacht, die durch eine unzureichende Sauerstoff- oder Zuckerversorgung des Gehirns ausgelöst wird. Er kann mit einer Funktionsstörung des Herzens oder des Kreislaufs zusammenhängen und auf eine schwer wiegende Organerkrankung hinweisen. Genauso gut kann er aber auch Folge einer Nervenerkrankung oder einer psychischen Störung sein. Im schlimmsten Fall führt ein Kollaps zu Hirn- oder anderen Organschäden – oder sogar zum Tod.

Der umgangssprachliche „Nervenzusammenbruch“ ist eine akute Belastungsreaktion – die Antwort auf eine psychische Überforderung, etwa durch anhaltenden Stress, aber auch durch einen Unfall oder ein Trauma. Er beginnt oft damit, dass sich das Bewusstsein einengt und die Aufmerksamkeit eingeschränkt wird. Der Betroffene fühlt sich wie betäubt, kann aber auch Angstsymptome wie Herzrasen oder Schwitzen entwickeln. Hinzu kommen Schlafstörungen und Niedergeschlagenheit. In leichten Fällen hilft eine mehrtägige Auszeit. Je nach konkreter Ursache ist aber auch eine längere therapeutische Behandlung angezeigt.

Platzecks Krankengeschichte ist nicht außergewöhnlich: Psychische und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen von Arbeitsunfähigkeit. 2005 waren sie der Grund für 15,4 Prozent aller Fehlzeiten. B. WILLMS