Der letzte Mohikaner

Manche Dinge kann Christian Ströbele gar nicht ab: Wenn er König von Kreuzberg genannt wird. Oder wenn seine Beliebtheit darauf zurückgeführt wird, er sei „Kult“. Dennoch: Zum vierten Mal in Folge ist es dem 74-Jährigen gelungen, in seinem Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg das bundesweit einzige grüne Direktmandat zu holen.

39,9 Prozent der Erststimmen hat er diesmal eingefahren. Das ist weniger als bei der letzten Bundestagswahl. Auch diesmal haben ihm die Leute über die Parteigrenzen hinweg ihre Stimme gegeben. „Ich bin der klassische Volksvertreter“, sagt er. Untersuchungsausschuss zur NSU-Mordserie, Massenausspähung durch den US-Geheimdienst NSA – mit Themen wie diesen ist der Aufklärer Ströbele präsent. Er gehört zu den Neinsagern im Bundestag wenn es um Kriegseinsätze der Bundeswehr geht.

Ströbele ist der letzte Alt-68er im Bundestag. Im Herbst 2012 machte er bekannt, dass er Prostatakrebs hat. Er ist schmal geworden – die Chemotherapie hat ihm zugesetzt –, aber voller Tatendrang: Am Montag forderte er Grüne und SPD auf, mit den Linken auszuloten, ob man nicht vielleicht doch zusammen regieren könne. (plu)