DIE WERBEPAUSE : Scheiße mit Blumenduft
Täglich bekämpfen Menschen natürliche Gerüche mit Gegengerüchen. Morgens: Shampoo, Zahncreme. Direkt danach, obwohl bereits duftend, Deo oder gleich Parfum. Das alles vermischt mit dem Geruch der Klamotten nach Waschmittel und Weichspüler. Und warum eigentlich schämt man sich insbesondere für den Geruch nach dem Toilettengang und benutzt nach seinem „Geschäft“ noch Raumduft?
Diese Frage beantworten die US-amerikanischen Erfinder von „Poo-Pourri“ nicht, sonder bieten ein Mittel gegen den eigenen Klogestank an. Der wird von einer schicken, britisches Englisch sprechenden Dame im Werbespot glorifiziert. „Wie macht man der Welt glauben, dass dein Aa nicht stinkt?“, fragt sie mit freundlichem Blick, während sie an verschiedenen Orten auf der Schüssel sitzt. Antwort: Mit Poo-Pourri, in einem schönen Fläschen verpackt, das um den Flaschenhals ein Kettchen trägt.
Der Inhalt dieser stylischen Innovation wird vor dem Toilettengang auf die Wasseroberfläche gesprüht. Danach soll kein unangenehmes Lüftchen mehr wehen. Die Frau im Spot lächelt. „Poo-Pourri kann die Welt retten“, verspricht sie. Währenddessen sitzt sie gerade im Wohnzimmer. Auf der Schüssel. Im blauen Kleid. Mit Perlenkette und hochgesteckten Haaren. Ihr Freund auf dem Sofa, sie sieht ihn schmachtend an und fügt hinzu: „… und Beziehungen auch.“
Der Spot heißt geschlechterspezifisch „Girls don’t poop“ – „Mädchen machen kein Aa“. Genau, insbesondere Frauen tun das nicht. Und wenn, dann nur mit Blumenduft. Um diese Annahme aufrechtzuerhalten, heißen die Fläschchen beispielsweise „Heaven Scent“ – „Himmlischer Duft“. Es gibt auch Produkte, die extra für Kinder entworfen wurden. Die heißen dann „Jr. Lil’ Stinker“. Bei den Männern sind die Verniedlichungen nicht mehr so ausgeprägt. Siehe Produktname „Trap-a-crap“. Immerhin kommt man hier von „Aa“ weg und sagt direkt, was Sache ist: Scheiße nämlich. Und das Geschäft läuft. Über 4 Millionen Fläschen wurden bereits nach Firmenangaben verkauft. So macht man aus Scheiße Gold. LIM