: Schluss mit Mund an Osterei
Auch in Zeiten der Vogelgrippe dürfen Eier ausgeblasen werden, sagen Experten. Viele Mütter ekeln sich trotzdem davor. Im Internet boomen die Puste-Vermeidungs-Tipps. Pumpen aller Art stehen hoch im Kurs
Am Eier ausblasen zu Ostern kommen engagierte Eltern nicht vorbei. Die heutige Kindergeneration leidet an einem Mangel an Handlungsmöglichkeiten, da muss jeder Anlass, mit ihnen etwas Eigenes herzustellen, genutzt werden. Die weißen Plastikeier aus der Drogerie sind kein Ersatz, schließlich schult erst der Umgang mit Pinsel und zerbrechlicher Schale das feinmotorische Geschick.
Aber Eier auszublasen ist ganz schön anstrengend, wer sich ungeschickt anstellt und die Löcher oben und unten im Ei zu klein macht, bekommt Kopfschmerzen vom Pusten. Und ein bisschen eklig ist es auch. Könnte in diesem Jahr vielleicht die Ansteckungsgefahr durch Vogelgrippe eine Ausrede bieten, um sich vor der Prozedur zu drücken?
Nein, versichern Experten, die mit Verbrauchern im Internet zu dieser Frage einen regen Austausch führen. Die Frage nach dem Eier ausblasen sei eine „frequently asked question“, berichtet Thorsten Wiegers vom „Bundesinstitut für Risikobewertung“ in Berlin. Doch es sei „äußerst unwahrscheinlich“, dass virusinfizierte Eier überhaupt in den Handel gelangten, weil dies verboten sei und streng kontrolliert werde. Zudem ließe schlicht die „Legeleistung“ bei infizierten Hühnern abrupt nach. Wiegers: „Die legen keine Eier mehr, und wenn, dann Eier ohne Schale“.
Aber es seien bei anderen Vogelarten Keime auf der Schale nachgewiesen worden. Wer ganz auf „Nummer sicher“ gehen will, sollte die Eierschalen vor dem Auspusten mit warmen Wasser und Spülmittel abwaschen, was auch wegen der sehr viel größeren Salmonellengefahr angebracht ist.
Bleibt aber die Frage, was passiert, wenn der Mund beim Pusten an dem abgewaschenen Ei mit dem heraus tropfenden Eiweiß in Berührung kommt. Die Empfehlung, sich davor zu hüten, möchte Wiegers nicht geben. Es sei doch noch gar nicht nachgewiesen, dass Vogelgrippe durch Lebensmittel auf den Menschen übertragbar ist. Wiegers: „Bei den Personen, die sich bisher infizierten, war der direkte Kontakt zu den Tieren entscheidend“.
So richtig beruhigt ist die Autorin, die kürzlich selbst für ihre Tochter zehn Eier auspusten musste, noch nicht. Interessant sind die Debatten zum Thema im Internet, bei der Mütter zu kreativen Lösungen kommen. „Ich zweckentfremde ein Teil, das ich für meine Kinder als sie noch Babys waren zum Schnupfen Absaugen gekauft habe, aber nie verwendet habe, da es die Kleinen hassten“, schreibt eine Mutter. Der Blasebalg erspare ihr das Ausblasen mit dem Mund. „Klasse Idee, werde ich beim nächsten Ei mal versuchen“, antwortet eine Leidensgenossin. „In Zweiten der Vogelgrippe sollte man vielleicht keine Eier an die Lippe kommen lassen“. Andere Mütter benutzen eine speziell für Kinder entwickelte Inhaliermaschine namens Pariboy mit Druckluftschlauch, „im Prinzip macht der nichts anderes als Pusten“, schreibt die Erfinderin. Ihr Mann sei auf die Idee gekommen, „er war es auch, der die Eier immer auspusten musste“.
„Höhö, so ein Gerät habe ich auch. Klasse, dass man den Zweckentfremden kann“, antwortet eine Chatterin, die die Prozedur schon als Kind nicht mochte: „Sieht immer so eklig aus, wenn sich das Dotter aus diesem kleinen Loch rausquält.“
Bevor noch mehr medizinisches Gerät entwertet wird, schnell noch ein Tipp der Bastelindustrie: Für nur 3 Euro 95 gibt es „Ausblas-Fix“ (www.buttinette.de) , eine nur neun Zentimeter kleines Plastikpümpchen, das „schnelles und hygienisches Entleeren von Ostereiern“ garantiert – ganz ohne Mund-zu-Ei-Berührung. Kaija Kutter