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Glück in drei Tranchen

Ein vorbildliches Modell auch für andere Länder: die Verlagsförderung in Österreich

Tu felix Austria!, riefen bekanntlich die alten Römer, als sie zum ersten Mal von der österreichischen Verlagsförderung erfuhren: Sie ist, man kann es nicht anders sagen, ein wahrer Segen.

Das Verfahren ist denkbar einfach: Jeder Verlag, der mindestens drei Jahre gezeigt hat, dass er in etwa weiß, wie’s geht, darf darum ansuchen (inkl. Bilanzen und Kalkulationen), und eine Kommission aus Buchhandel und Medien, ergänzt durch einen Wirtschaftsfachmann, befindet, welche Summe zwischen 9.100 und 54.600 Euro man bekommt. In drei solchen Tranchen wird das pro Jahr vergeben, zweimal fürs Programm und einmal für Vertrieb und Werbung. Kontrolle gibt’s keine. Die Kriterien, nach denen verteilt wird, sind, wie es sich für Kulturentscheidungen gehört, einigermaßen undurchschaubar. Die zufällige Tatsache, dass der Verlag, der dem Präsidenten des Österreichischen Hauptverbandes gehört (das ist Österreichs Börsenverein), der gesegnetste ist, mag dafür ein schöner Beweis sein.

Von diesem Segen profitieren Österreichs Verlage seit 15 Jahren, und wie viele wunderbare Bücher sind nicht auf diese Art entstanden, von denen gewiss nicht einmal die Hälfte in deutschen Verlagen untergekommen wäre. Die ja im Übrigen bis vor einem halben Jahrhundert die Verlage der österreichischen Autoren waren – es gab nämlich keine in Wien, die sich mit denen in Leipzig, München oder Berlin hätten messen können.

Das Geld kommt verführerischerweise mit Verlässlichkeit, und alle haben sich darauf eingestellt. Sollte es daher eines Tages einen Kurswechsel geben oder Rom (vulgo Brüssel) endgültig Einspruch gegen diese Art Marktkorrektur erheben, ist das österreichische Verlagswesen, wie wir es kennen, vom einen auf den anderen Tag verschwunden. Es sei denn, man hat sich – wie Zsolnay etwa – rechtzeitig mit einem dicken Deutschen vermählt. Ganz nach dem Motto: Tu felix Austria, nube! JOCHEN JUNG

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