MTV soll zu Kreuze kriechen

Anders als bei Mohammed: Wenn’s um den Papst und ihre Religion geht, verstehen deutsche Katholiken keinen Spaß.Die Debatte um die TV-Serie „Popetown“ wird schriller. Die einen rufen nach Boykott, die anderen schreien nach Zensur

MÜNSTER dpa/afp ■ Zu Protesten gegen die umstrittene TV-Papst-Cartoonserie „Popetown“ hat das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster aufgerufen. Vor allem Jugendliche sollten sich als Zielgruppe an den Musiksender MTV wenden, um zu zeigen, „dass wir Katholiken nicht bereit sind, die Verballhornung der Vertreter unserer Kirche widerspruchslos hinzunehmen“, sagte Margret Pernhorst, Vorsitzende der Laienvertretung.

MTV will die umstrittene Cartoonserie vom 3. Mai an ausstrahlen. Im Mittelpunkt steht ein ältliches Oberhaupt der katholischen Kirche, das mit einem Springstock durch den Vatikan hüpft, umgeben von geldgierigen Kardinälen und einer mediengeilen Nonne.

CSU-Generalsekretär Markus Söder hatte im Zusammenhang mit der Kontroverse um „Popetown“ eine Verankerung von härteren Strafen wegen Blasphemie im Strafrecht gefordert. Der Chef der Jungen Union, Philipp Mißfelder, verlangte, dass die „geschmacklose Sendung“ abgesetzt wird.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) will nicht zum Boykott der geplanten TV-Papst-Satire „Popetown“ aufrufen und setzt stattdessen auf „kritische Distanz“. „Es ist einerseits unverschämt, mit einer bewussten Kränkung auch vieler junger Christinnen und Christen Geld verdienen zu wollen“, kritisiert BDKJ-Bundespräses Pfarrer Andreas Mauritz. Andererseits stärkten Boykottaufrufe nur das Interesse an der Sendung.

„MTV lebt auch von christlichen Jugendlichen. Wenn der Sender den Cartoon tatsächlich ausstrahlt, wird er deren Reaktion spüren“, sagte der BDKJ-Bundesvorsitzende Dirk Tänzler. „Jugendliche wissen, was sie gut finden und was nicht. Sie können und werden zwischen verletzender Geschmacklosigkeit und Satire selbst unterscheiden.“ Der BDKJ ist Dachverband von 15 katholischen Kinder- und Jugendverbänden mit rund 650.000 Mitgliedern.

Das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster hingegen appellierte vor allem an Jugendliche, Protestbriefe und -E-Mails an MTV zu senden. Das Komitee hofft, dass sich die Jugendlichen, die zum Weltjugendtag dem Papst zugejubelt haben, nun „gegen diese bösartige Karikierung des Heiligen Vaters“ engagieren. „Wir dürfen uns nicht alles gefallen lassen“, sagte Margret Pernhorst, Vorsitzende der Laienvertretung.

Unbeeindruckt von den Protesten und Boykottaufrufen zeigt sich der Sender MTV. Er verweist darauf, dass Popetown mit den für Satire üblichen Stilmitteln wie Verfremdung, Überspitzung und Parodie arbeite. Die Serie polarisiere das Publikum und spreche nicht jeden an. Es komme aber weder zu Verunglimpfungen noch zu Beleidigungen von Glaubensrichtungen. Der Sender sieht die von der BBC produzierte Serie als Form satirischer Unterhaltung und somit als Kunstform. Er verweist darauf, dass die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) eine der eingereichten, englischsprachigen Episoden von „Popetown“ bereits für das Tagesprogramm freigegeben habe.

Bericht zusammengestellt von Wolfgang Ferchl

Hinweis: WOLFGANG FERCHL, 50, ist Verleger bei Piper in München. In den Sechzigerjahren wurde er aus dem Ministrantenunterricht entfernt.