Ein richtiges Dortmunder Genie

Nach dem Londoner Tate zeigt das Düsseldorfer K21 ab Juni die Martin Kippenberger Retrospektive

Dutzende bunte Tische und Stühle stehen im Londoner Museum Tate Modern, arrangiert auf einem grünen Spielfeld. Auch nach seinem flüssigen Tod schafft es das in Dortmund geborene Künstlergenie Martin Kippenberger (1953-1997) mit seinen ungewöhnlichen Werken in die großen Kulturtempel der Welt.

Über 200 Exponate des Enfant Terrible der wilden 1980er Kunst-Jahre sind im Tate zu sehen. Kippenberger war ein ratloser Künstler, der boshaft und exzentrisch quer durch alle Sparten wütete. Er spielte in einer Band, lehrte gleichzeitig in Kassel, Frankfurt, Amsterdam, Nizza und Yale und bastelte an seiner exaltierten Selbstdarstellung: Tauchte Kippi auf, roch es oft nach Exzess, nie war es langweilig. In Großbritannien war der Fotograf, Bildhauer, Performance- und Installationskünstlers kaum bekannt. In Deutschland löste sein Tod einen immer teurer werdenden Run auf seine Arbeiten aus. Viele Galeristen legten kurz vor dem Jahrtausendwechsel Arbeiten regelrecht auf Halde und warteten die günstige Entwicklung ab.

Ab Juni ist die Retrospektive dann in Düsseldorf zu sehen. Den documenta-Teilnehmer zeigt die nordrhein-westfälische Kunstsammlung K21 im Ständehaus. Zu sehen ist ein Happening aus Gemälden und konzeptuellen Malereiprojekten wie „Lieber Maler, male mir...“, 1981 oder „Heavy Burschi“, 1991: Ein Haufen „zerstörter Gemälde“, die Kippenberger von einem Assistenten malen ließ, mit der Kamera dokumentierte und zerstörte, weil sie ihm nicht gefielen.

Dazu Skulpturenensembles, Multiples, Zeichnungen, Plakate, Bücher und bislang unveröffentlichte Materialien. Höhepunkt ist – wie in London – das selten zu sehende Möbelensemble The Happy End of Franz Kafka‘s „Amerika“ aus dem Jahr 1994: Ein szenisches Setting für die Durchführung von Einstellungsgesprächen. Ausgangspunkt war für Kippenberger die im Kafka-Roman beschriebene Anwerbung von Artisten und Arbeitskräften für einen Zirkus. PEL