Klaus Müller
: Der Gummistiefel mit grünem Profil

Mit 29 Jahren wurde er der jüngste deutsche Minister aller Zeiten, als einer der jüngsten steigt er nun mit 35 aus der Politik aus. Klaus Müller (Die Grünen), einst schleswig-holsteinischer Umweltminister, wird zum 1. Juli Chef der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Der Wechsel sei „zu 100 Prozent ernst gemeint“, wehrt der Diplom-Volkswirt alle Spekulationen über eine Politpause ab. Im Übrigen sei ja Verbraucherschutz „in hohem Maße politisch“.

Mehr als ein Jahrzehnt lang hat der passionierte Radfahrer und Skatspieler grüne und rot-grüne Politik im nördlichsten Bundesland mitgestaltet. Bereits 1996 saß der Student als damaliger Landessprecher der Grünen mit am Verhandlungstisch, als die erste rot-grüne Koalition in Kiel vereinbart wurde. Nach zwei Jahren im Bundestag war Müller bei der Neuauflage im Jahr 2000 wieder mit von der Partie – und legte sein Mandat in Berlin nieder, um seinen glücklosen Parteifreund Rainder Steenblock als Umweltminister abzulösen.

Das war nur wenige Wochen nach seinem 29. Geburtstag. Art und Tempo seiner Karrieresprünge machten Müller auch in der eigenen Partei nicht nur Freunde. Des „Vatermordes“ bezichtigten ihn manche Ende März 2000 auf dem Parteitag, der die Koalitionsvereinbarung absegnete. Mit einer engagierten und taktisch klugen Rede warb Müller um Akzeptanz, belohnt wurde er mit einem für seine Partei nicht untypischen Geschenk: Statt Blumen gab es Gummistiefel „mit grünem Profil“.

Als Umweltminister überzeugte Müller selbst Skeptiker. Doch seit dem Politmord an SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis vor einem Jahr regiert in Kiel die SPD mit der CDU, und Müller ist nur noch ein Viertel der grünen Landtagsfraktion. Zu wenig Macht und Einfluss für einen wie Müller, und vielleicht auch zu wenig Einkommen. Denn inzwischen muss der gebürtige Wuppertaler auch Frau und zwei Töchter ernähren. Ganz gesund, darf von dem künftigen Verbraucherschützer erwartet werden.

Sven-Michael Veit