: Das Unmögliche möglich machen
COACHING Die Bremer Agentur Gecko feiert zehnjähriges Jubiläum. Tanja Schroeter und Anika Ruß beraten, trainieren und begleiten hier Menschen in beruflicher Veränderung
Tanja Schroeter, Agentur „Gecko“
VON ANDREAS SCHNELL
Wenn sich Anika Ruß und Tanja Schroeter vor zehn Jahren auf das Urteil anderer Leute verlassen hätten, gäbe es ihre „Agentur für innere Angelegenheiten“ heute nicht: „Damals war Coaching in Deutschland noch nicht so bekannt“, erzählt Schroeter. „Und dass Frauen gründen, war damals auch eine Herausforderung: Eine Frau mit zwei Kindern und eine Frau im gebärfähigen Alter? Das könne ja nicht funktionieren.“
Also machten die beiden aus der Not eine Tugend: „Wir wollten nicht 60 Stunden in der Woche arbeiten und wir hatten auch kein Startkapital. Wir haben trotzdem gegründet und waren deswegen von Anfang an Berater für andere, die durch’s Raster fielen: alleinerziehende Mütter oder Menschen mit unkonventionellen Gründungsideen.“ Auch wenn es dabei nicht blieb und die beiden sogar schon mit dem schwedischen Möbelriesen Ikea zusammengearbeitet haben, sind es heute überwiegend kleine und mittelständische Betriebe, die die „Geckos“, wie sie von ihren Kunden genannt werden, beauftragen. Und das finden Schroeter und Ruß auch gut so. „Wir haben uns bei einer Weiterbildung zum Change Manager kennengelernt“, erzählt Schroeter. „Am Ende der Ausbildung war klar, dass wir zusammen gründen wollen. Damals hätten wir auch in die Personalabteilung einer großen Firma gehen können, aber das wollten wir nicht. Wir wollen die Nähe zu den Menschen.“
Dass es ihnen damit ernst ist, musste ein Unternehmen erfahren, das Stellen abbauen und dafür die beiden Gecko-Damen engagieren wollte. „Wir sollten die verbleibenden Mitarbeiter trainieren, damit sie das auch mit weniger Leuten hinkriegen“, erzählt Schroeter. „Wir haben abgelehnt. Wir wollen nicht dafür benutzt werden, dass Mitarbeiter Akkordarbeit leisten. Wir möchten, dass die Menschen sich in einem Unternehmen wohl fühlen und ihre Arbeit gut machen“, sagt Ruß.
Schroeter arbeitete vor der Weiterbildung in Kunst- und Kulturprojekten, begleitete Umstrukturierungen im sozialen Bereich, Ruß hat Theatertherapeutin gelernt. „Anfangs wollten wir Kreativtraining mit Schauspiel- und Theateranteilen in große Konzerne bringen“, erzählt Ruß. „Das hat sich aber über die Jahre gewandelt, weil wir festgestellt haben, dass bei großen Konzernen die Mühlen langsam mahlen.“
Ihre Kreativität dosieren die beiden jetzt feiner: „Bei unseren Vorträgen ist diese Seite immer dabei. Und auch im Einzelcoaching arbeiten wir viel mit Bildern oder machen Körperarbeit.“ Das dient nicht nur der emotionalen Verankerung der vermittelten Inhalte. Wichtig ist den beiden, dass Arbeit Spaß macht – auch ihren Kunden. „In unserer Gesellschaft gilt leider: Nur wer schwitzt und sich kaputtmacht, hat hart gearbeitet“, sagt Schroeter.
Aber was hat das alles mit Geckos zu tun? „Der Gecko ist ein interessantes Tier“, sagt Schroeter: „Er macht Unmögliches möglich: Er kann die Wände hochgehen und über Kopf an der Decke hängen. Und er kann in Gefahrensituationen einen Teil von sich, nämlich seinen Schwanz, zurücklassen. So sehen wir uns auch: Wir machen Unmögliches möglich, und wir lassen immer etwas von uns da, wenn wir aus einem Unternehmen wieder hinausgehen. Geckos kümmern sich auch um lästige Details: Sie fressen Mücken. Auch wir kümmern uns um lästige Details wie Konflikte oder Stolpersteine, die im Weg stehen.“
Infos: www.gecko-bremen.de