: Rumsfeld bleibt im Amt
US-Präsident Bush lehnt Forderungen nach dem Rücktritt seines Verteidigungsministers ab. Das wäre ein Eingeständnis des Scheiterns
AUS WASHINGTONADRIENNE WOLTERSDORF
US-Präsident George W. Bush hat am Dienstag Forderungen nach einem Rücktritt seines Verteidigungsministers eine klare Absage erteilt. Daraufhin erklärte der angezählte 73-Jährige Donald Rumsfeld selbst, sich den entsprechenden Forderungen mehrerer pensionierter Generäle nicht beugen zu wollen. Rumsfeld äußerte anlässlich einer Pressekonferenz im Pentagon zudem Zweifel daran, dass es in den militärischen Rängen tatsächlich Kritik an seiner Amtsführung gebe.
Die heftige Medienkritik und die wachsende Unzufriedenheit am Führungsstil Rumsfelds und dessen Irakstrategie lasten auf der ganzen republikanischen Regierungspartei. Laut Umfragen drohen den Konservativen bei der Kongresswahl im November nicht zuletzt deshalb Verluste.
Bush hatte seinem Verteidigungsminister kurz vor dessen eigener Pressekonferenz zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage mit Nachdruck Rückendeckung gegeben: „Ich höre, was gesagt wird. Ich lese die Titelseiten. Ich kenne die Spekulationen“, sagte Bush bei einem Auftritt vor dem Weißen Haus. „Aber ich entscheide. Und ich entscheide, was das Beste ist. Und das Beste ist, dass Donald Rumsfeld Verteidigungsminister bleibt.“
Sechs ehemalige Generäle der US-Armee werfen Rumsfeld vor, Ratschläge des Militärs systematisch zu missachten, Mitarbeiter massiv unter Druck zu setzen und im Irak viele strategische Fehler gemacht zu haben. Die Kritik ist nicht neu. Überraschend ist, dass sie nun so laut und von Militärs mit solch hohen Dienstgraden geäußert wird.
Im Irak droht mehr als drei Jahre nach dem US-Einmarsch ein Bürgerkrieg. Immer mehr US-Wähler bezweifeln, dass Bush und seine Regierung die Probleme in den Griff bekommen und fordern den Truppenrückzug. US-Kommentatoren vertreten überwiegend die Meinung, Bush könne es sich kurz vor den Wahlen nicht leisten, seinen obersten Kriegsstrategen in die Wüste zu schicken. Dies würde ihm als Eingeständnis eines Scheiterns am Golf ausgelegt werden, kommentieren die Medien. Bush kündigte am Dienstag aber auch einige personelle Veränderungen in seiner Führungsmannschaft an. So nominierte er Rob Portmann, einen führenden Republikaner, zu seinem neuen Budget-Chef. Weitere Neuernennungen sollen folgen.