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Archiv-Artikel

Assad: Der Westen vertraut al-Qaida mehr als mir

SYRIEN Der Präsident gibt dem „Spiegel“ ein Interview. Westerwelle will nicht nach Damaskus

BERLIN taz | Syriens Diktator Baschar al-Assad hat dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel ein Interview gegeben. Auf die Frage, ob er sich Deutschland in einer möglichen Vermittlerrolle vorstellen könne, antwortet er: „Ich würde mich freuen, wenn Gesandte aus Deutschland nach Damaskus kämen, um mit uns über die wahren Verhältnisse zu sprechen.“ Außenminister Guido Westerwelle hat das Angebot bereits abgelehnt.

Assad unterstreicht zudem, dass er nicht bereit sei, die Kosten für die Entsorgung der Chemiewaffen zu übernehmen. Und kritisiert, dass der Westen al-Qaida mehr vertraue als ihm. „Meine Meinung fällt unter Meinungsfreiheit. Ganz im Ernst: Ich meine, was ich Ihnen gesagt habe: Alles, was der Westen in den vergangenen zehn Jahren an politischen Entscheidungen getroffen hat, hat al-Qaida befördert.“

Von den Gegnern zeichnet er ein vages Bild: „Wie viele tatsächlich gegen uns kämpfen, kann ich nicht sagen. Die kommen für ihren Dschihad illegal über die Grenze. Sie kommen, um von hier ins Paradies zu gehen, in ihrem heiligen Krieg gegen Atheisten oder Nicht-Muslime. Selbst wenn wir Tausende von ihnen irgendwie loswerden, es sickern konstant neue ein.“ Was „loswerden“ bedeutet, bleibt offen.

Gegen Bäcker und Ärzte

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen schrieb jüngst: „In den vergangenen zwei Jahren ist der Großteil der internationalen humanitären Hilfe – der von den Vereinten Nationen (UN) und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) geleistet wird – über Damaskus nach Syrien geflossen und wurde nach den Launen der Regierung verteilt. Dieselbe Regierung verbietet es, Menschen medizinische Nothilfe zukommen zu lassen, die in den von der Opposition kontrollierten Gebieten leben.“ Sie fügen hinzu, dass diese Gebiete intensiv bombardiert werden. „Dabei werden medizinische Einrichtungen ebenso gezielt angegriffen wie alle Menschen, die der Bevölkerung helfen wollen, seien es Bäcker oder Mediziner.“

Gleichzeitig stellt die Organisation klar, dass es Menschenrechtsverletzungen auch aufseiten der Opposition gibt. Sie ruft dazu auf, die humanitäre Hilfe zur Priorität zu machen.

INES KAPPERT

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