Ordentlich meckern über die BVG

Der Fahrgastverband Igeb fordert eine professionelle Schlichtungsstelle, die sich um Beschwerden über die Verkehrsbetriebe kümmert. Finanzieren soll sie das Land. Senat: Vorschlag völlig überflüssig

von Kays Al-Khanak

Der Fahrgastverband Igeb fordert eine hauptamtlich arbeitende Schlichtungsstelle für den Nahverkehr. Begründung: Der ehrenamtlich arbeitende Verein sieht sich nicht mehr in der Lage, die immer häufigeren und komplexeren Beschwerden über die öffentlichen Verkehrsbetriebe angemessen zu bearbeiten. Finanziert werden soll die neue Einrichtung vom Land. Dieses lehnte die Forderung jedoch ab.

„Wir sind überfordert mit dem starken Anstieg von Beschwerden“, erklärte gestern der stellvertretende Igeb-Vorsitzende, Jens Wieseke. Diese werden in einem „Kummerkasten“ im Internet gesammelt. Im vergangenen Jahr habe man allein auf diese Weise 118 Beschwerden erhalten, so Wiesecke. Die meisten, nämlich 70, beschäftigten sich mit der BVG, an zweiter Stelle rangiert die S-Bahn mit 29. Hauptkritikpunkte seien schlechte Kundenberatungen (34), Verspätungen (25) und Probleme mit Kontrolleuren (17). Beschwerden können auch per Brief an den Igeb gemeldet werden.

Der Igeb-Vorsitzende, Christfried Tschepe, rechnet mit 800 bis 1.000 dieser Fälle, die von einer solchen Schlichtungsstelle pro Jahr bearbeitet werden müssten. „Dazu wären zwei hauptamtlich arbeitende Mitarbeiter nötig.“ Zuständig sein soll die Stelle nach den Vorstellungen der Igeb zuerst für den Nahverkehrsverbund Berlin. Erst später sollte sie auch Beschwerden über den gesamten Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg bearbeiten. Hintergrund: Der Igeb befürchtete zu lange Verhandlungen zwischen den beiden Ländern über diese Stelle.

Da das Land 2007 sowieso eine Controlling-Stelle einrichte, könnte daran auch die geforderte Schlichtungsstelle angegliedert werden. Die Controlling-Stelle wird überwachen, inwieweit die BVG die im neuen Verkehrsvertrag geforderten Leistungen erbringt. „Vorteil wäre, dass die dortigen Mitarbeiter neben der Sicherstellung der Beförderungsstandards auch die Beschwerden der Kunden im Blick hätten“, betont Tschepe.

Vorbild ist die Schlichtungsstelle Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen. Diese ist seit 2001 bei der Verbraucherzentrale NRW angesiedelt. Sie wird vom Land finanziell gefördert. Die Juristin Melanie Schliebener, die dort arbeitet, erläuterte, worum es der Einrichtung geht: „Wir vermitteln zwischen Fahrgast und Unternehmen.“ Kunden helfe dies, ihren Rechtsanspruch in Konfliktfällen geltend zu machen. Und die Verkehrsunternehmen könnten Defizite erkennen und ausräumen. „Zudem trägt eine solche Schlichtung dazu bei, das Image eines Verkehrsverbunds zu verbessern“, so Schliebener.

BVG-Sprecherin Petra Reetz sagte, dass eine solche Einrichtung hilfreich für alle Seiten sei. Ob das Land sie finanzieren kann, hielt sie jedoch für zweifelhaft. „Wir müssen sicherlich unseren Beitrag zur Kundenfreundlichkeit leisten“, so Reetz.

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist man der Meinung, dass eine solche Schlichtungsstelle unnötig sei. „Das ist Sache der Verkehrsbetriebe“, betonte Manuela Damianakis, Sprecherin der Senatsverwaltung. Sie erklärte aber, dass eine verbesserte Kundenorientierung in Verträgen zwischen Land und Verkehrsbetrieben festgesetzt werden soll. „Aber dazu brauchen wir keine weiteren Mitarbeiter“, so Damianakis.