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Archiv-Artikel

Streik an der Charité fällt aus

Ärzte und Klinikumsvorstand einigen sich auf Tarifvertrag. Den Medizinern winken mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Die anderen Beschäftigten gehen dabei leer aus

Von ROT

Die Ärzte und Ärztinnen des Berliner Universitätsklinikums Charité werden am Montag nicht wie geplant streiken. Der Ausstand ist am Freitag in letzter Minute abgewendet worden. Der Vorstand der Charité und die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) einigten sich auf einen Vortarifvertrag. Dessen Kernpunkte: bessere Arbeitszeitmodelle für Ärzte, eine Arztzulage, längere Vertragslaufzeiten und eine höhere Bezahlung von Bereitschaftsdiensten. Wenn sich der Marburger Bund und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) bundesweit auf einen neuen Tarifvertrag für Ärzte an Uni- und Landeskliniken einigen sollten, wird auch der Charité-Tarifvertrag neu verhandelt.

Für die rund 2.200 Ärzte der Charité bedeutet die Einigung aber schon jetzt eine spürbare Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen. Der Tarifvertrag sieht unter anderem eine 95-prozentige Vergütung aller Bereitschaftsdienste (deutlich mehr als bisher), längere Vertragslaufzeiten, die flächendeckende Erfassung der Arbeitszeit und die Einführung einer Arztzulage vor, deren genaue Höhe aber noch nicht feststeht. Zudem sollen neue Arbeitszeitmodelle mit erhöhten Stundensätzen und komplettem Überstundenlohnausgleich eingeführt werden. Die durch die Übergangstarifverträge erzielten Einsparungen beim ärztlichen Personal würden zurückgenommen, teilte der MB mit.

Der Vorsitzende des Landesverbandes des Marburger Bundes für Berlin und Brandenburg, Matthias Albrecht, nannte die Einigung eine für beide Seiten zufrieden stellende Lösung des Tarifkonflikts. Die schwierige wirtschaftliche Situation des Landes Berlin und die Forderungen der Charité-Ärzte seien gut gegeneinander abgewogen worden. Klinikumsdirektor Behrend Behrends erklärte, die Charité sei in dieser schwierigen Situation „an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gegangen“.

Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei) nahm die Einigung mit „Erleichterung“ zur Kenntnis. „Damit kann erheblicher Schaden für die wirtschaftliche Situation der Charité abgewendet und die reibungslose Versorgung der Patienten gesichert werden.“

Kritisch wertet die Beamtengewerkschaft dbb die Tarifeinigung. Diese bringe den Ärzten Einkommenszuwächse von über 10 Prozent. „Aber auch die anderen Beschäftigten hinken der allgemeinen Einkommensentwicklung seit Jahren hinterher“, so dbb-Chef Frank Stöhr. „Mit uns will die Charité seit mehr als einem Jahr einen Absenkungstarifvertrag für die Beschäftigten verhandeln“, weil sie angeblich kurz vor der Insolvenz stehe. „Jetzt bietet sie den Ärzten ein Sahnehäubchen an. Wir fordern nun Gleichbehandlung auch für unsere Mitglieder im Pflege- und Verwaltungsbereich.“ ROT