MIT WEM SICH MANCHE CHRISTDEMOKRATEN SO ALLES UMGEBEN: Katholik auf Heimatsuche
Sie sorgen sich um die „Seele“ der CDU und tauschen sich darüber auch schon mal bei der umstrittenen Burschenschaft „Landsmannschaft Mecklenburgia-Rostock“ aus: Am vergangenen Montag war Martin Lohmann, Sprecher beim „Arbeitskreis engagierte Katholiken in der CDU“ (AEK), Referent im Haus der Burschenschaft. Im Rahmen der „Hamburger Freiheitsgespräche“ referierte der Christdemokrat über das Thema „Christlich und Konservativ: Verrät die CDU ihre Seele?“.
Die Einladungen zu der „geschlossenen Veranstaltung“ hatte die „Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft“ (SWG) verschickt, rund 60 Zuhörer, überwiegend männlich, Alterschnitt eher über 50, folgten. Referent Lohmann gehörte vor einigen Wochen zu den Erstunterzeichnern der „Aktion Linkstrend stoppen“: Dem Aufruf zufolge, den auch der SWG-Vorsitzende Menno Aden mitträgt, verrät die Union ihre Stammwähler. „Ist die CDU noch eine Heimat für Christen, Patrioten und Konservative?“, fragte man sich nun auch in der Einladung zur Abendveranstaltung. Und so dürften sich auch Lohmanns Antworten hinter verschlossenen Türen bewegt haben zwischen der Forderung nach einer geistigen Wende und der Ablehnung von Homo-Ehe, Abtreibungen und Multikulti.
Den engagierten Katholiken scheint kaum gestört zu haben, dass die Burschenschaft wie auch die SWG immer wieder als rechtsextrem geltende Referenten einladen. „Dieser Gesprächskreis ist ein wichtiges Scharnier zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus“, sagt der Burschenschaftsexperte Felix Krebs.
Der Einladung zufolge sollte sich an jenem Abend auch gleich noch ein Hamburger AEK-Landesverband gründen. „Der Termin war uns nicht bekannt“, sagt Marcel Kotthoff, Sprecher der Hamburger CDU, und versichert: „Uns liegt auch kein offizieller Aufruf zur Gründung einer Landesgruppe vor.“
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