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Archiv-Artikel

Interreligiöse Kirche

betr.: „Katholen-Kita für alle“, taz nrw vom 19.04.2006[...] Sie erwecken den Eindruck, dass es allgemeine Praxis sei, muslimische Kinder wegen ihrer Religionszugehörigkeit von kirchlichen Kitas abzuweisen. Das ist m.W. nicht so. Ganz im Gegenteil kann ich Ihnen sagen, dass es in der Vergangenheit zu Austritten aus der evangelischen Kirche gekommen ist, weil evangelische Kinder abgewiesen wurden, um nicht-evangelische Kinder aufzunehmen! Mir missfällt an Ihrem Artikel die pauschale Vor-ver-urteilung der kirchlichen Trägerorganisationen, die allein auf der Annahme basiert, dass das von Minister Laschet geplante Gesetz doch irgendwie einen konkreten Anhalt haben muss.Ganz im Gegenteil habe ich in meiner früheren Arbeit in der „Arbeitsstelle interreligiöses Lernen“ an der Uni Duisburg-Essen gelernt, dass schon seit den 70er Jahren (!) im „Referat für interreligiösen Dialog“ (Refidi) des Erzbistums Köln an dem Thema der interreligiösen Verständigung in Kitas und Schulen gearbeitet worden ist. Das Refidi ist nach dem II. Vatikanum von Kardinal Höffner eingerichtet worden, also zu einer Zeit, als in Deutschland sonst noch niemand etwas mit interreligiösem Gespräch anzufangen wusste.[...] In ihrer Arbeitshilfe „Integration braucht ein Konzept“ fordert im Jahr 2002 die Evangelische Kirche im Rheinland: „In Kindertagesstätten wachsen christliche und muslimische Kinder unbefangen miteinander auf. Für die Integrationsarbeit ist die Einbeziehung der muslimischen Eltern von besonderer Bedeutung. Die Achtung eigener (religiöser) Identität bei gleichzeitiger Förderung der Verständigung mit dem jeweils anderen erfordert von den Mitarbeitenden ... eine hohe Kompetenz.“ Natürlich gelingt dieser Anspruch nicht immer. Aber es wird hier ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass muslimische Kinder gleichberechtigten Zugang zu Kitas haben, wie alle anderen Kinder auch. Bereits im Jahr 2000 [...] hat der Rheinische Verband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder ein Handreichung für Erzieher/innen „Muslimische Kinder in Evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder“ herausgegeben. Ich könnte noch zahlreiche andere Literatur benennen. Aus den Fortbildungsprogrammen der Trägerorganisationen könnten Listen von Fortbildungsveranstaltungen zu diesem Thema zusammengestellt werden. [...] In den 90er Jahren galt jedenfalls noch, dass muslimische Eltern ihre Kinder lieber in einen kirchlichen Kindergarten schickten als in einen nichtkirchlichen, weil ihnen eine christliche Erziehung – wie immer die im einzelnen ausgestaltet ist – lieber war, als eine nichtreligiöse. [...] DIRK SIEDLER

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