: Hinterher ist man immer schlauer
HSH NORDBANK Ex-Vorstandschef Berger rechtfertigt die Geschäftspolitik. Dabei hatte es bereits 2007 eine Reihe von Warnsignalen gegeben. Als die Finanzkrise begann, waren entscheidende Posten unbesetzt
Der ehemalige Vorstandschef der HSH Nordbank, Hans Berger, findet, dass die früheren Aktivitäten seiner Bank in der Öffentlichkeit nicht fair beurteilt werden. „Es muss viel mehr zwischen den damaligen und den heutigen Erkenntnissen unterschieden werden“, sagte der arbeitslose Manager vor dem Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft.
Vor dem Gremium wurde aber auch deutlich, dass die Ex-Landesbank Hamburgs und Schleswig-Holsteins schon 2007 große Probleme hatte. Erst durch den Zusammenbruch des Weltfinanzsystems im Herbst 2008 konnten diese nicht mehr kaschiert werden. Seit der Aussage des Ex-Nordbank-Managers Martin Halblaub vor dem Untersuchungsausschuss des Kieler Landtags ist klar, dass entscheidende Positionen in der Bank Anfang 2007 nicht besetzt waren. Als sie in die beginnende Finanzkrise schlitterte, dürfte daher die Reaktionsfähigkeit der Bank beeinträchtigt gewesen sein.
2003 bis 2005 hatte die Bank die Zahl ihrer internen Kontrolleure reduziert, obwohl sie sich neu ausrichtete. „Sie haben bei einer im Wachstum befindlichen Bank die Revision heruntergefahren“, warf Thomas Völsch (SPD) Berger vor. „Die Zahl der Köpfe sagt nichts über deren Qualität aus“, konterte Berger.
Der Abgeordnete Joachim Bischoff (Die Linke) hielt Berger vor, dass die Bundesbank Mitte 2007 einen unbefriedigenden Zustand der Bank festgestellt habe. Außerdem habe die Finanzaufsichtsbehörde Bafin die Wirtschaftsprüfungsfirma BDO beauftragt, die Nordbank zusätzlich zu prüfen. „Anstatt die Warnhinweise aufzugreifen und die Bank zügig auf ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell umzusteuern, wurde der Zustand der Bank beschönigt“, sagt Bischoff. Es sei nicht darum gegangen, die Bilanz zu schönen, rechtfertigte sich Berger, sondern unternehmerische Ziele mit Blick auf einen Börsengang zu erreichen. Bei diesen Transaktionen verlor die Nordbank viel Geld. GERNOT KNÖDLER