WAS MACHT EIGENTLICH ... die Stummel-U-Bahn? : Maulwürfe doch keinen Staub fressen lassen
600 Meter. Weit ist das nicht. Ein Durchschnittsjogger bewältigt diese Strecke in vier Minuten. Ein Maulwurf braucht, schließlich geht es hier um unterirdische Fortbewegung, dreieinhalb Tage, um sich durchzubuddeln. Die BVG ist noch schneller. 600 Meter, so weit liegen die U-Bahnhöfe Hauptbahnhof und Bundestag auseinander. Und eine ordentliche, gelbe U-Bahn ließe jeden Maulwurf vor Neid erblassen: Sie könnte jederzeit den Fahrbetrieb in den fertigen Tunneln der U 55 aufnehmen, immer hin- und herrasen, 600 Meter, hin und zurück, in ein, zwei Minuten. Fresst Staub, Maulwürfe!
Noch im Herbst hatte die BVG mit dem Gedanken gespielt, die kürzeste U-Bahn der Welt zur WM in Betrieb zu nehmen. Jetzt ist klar: Sie wird es nicht tun. Vor allem der Bund, der den Großteil der Baukosten übernommen hat, habe auf die Öffnung zur WM gedrängt, heißt es im Unternehmen. Jetzt hat sich wohl auch im Verkehrsministerium eine schlichte Wahrheit herumgesprochen: Betriebswirtschaftlich wäre die kleinste U-Bahn der Welt reiner Wahnsinn gewesen, der Nutzen rangiert bei null. 600.000 Euro hätte der Betrieb einer Strecke für Fußgänger im Jahr gekostet, 1.000 Euro pro Meter. „Die einzig vernünftige Entscheidung hat sich durchgesetzt“, sagt Jutta Matuschek, die verkehrspolitische Sprecherin der Linkspartei.
Nun will die BVG die U 55 Ende des Jahres in Betrieb nehmen. Dann ist der Bahnhof Brandenburger Tor so weit fertig gestellt, dass kurze Züge bis zum Hauptbahnhof fahren können. Natürlich macht auch diese Stummellösung mit drei U-Bahnhöfen keinen Sinn. Die Maulwürfe des Regierungsviertels dürfen hoffen. US FOTO: BVG