Kein Geld für Stromleitungen

NETZE Bürgeranleihe für Windstromtrasse erbringt nur eine Million Euro. Netzbetreiber Tennet hatte mit bis zu 40 Millionen gerechnet. Finanzierung der Leitungen an der Nordsee sei dennoch gesichert

Die Bürgeranleihe für eine Stromtrasse an der schleswig-holsteinischen Westküste ist auf wenig Resonanz gestoßen. Lediglich gut 100 Interessenten hätten eine Anleihe gezeichnet, teilte der Netzbetreiber Tennet am Mittwoch mit. Das Finanzvolumen liege bei etwa einer Million Euro. Damit wurde das Ziel, bis zu 40 Millionen Euro aus den Bürgeranleihen zu erhalten, weit verfehlt. Tennet-Sprecherin Ulrike Hörchens räumte ein: „Das war vielleicht zu optimistisch.“ Die Finanzierung der Trasse für insgesamt gut 210 Millionen Euro sei dadurch aber nicht gefährdet: „Sie wird gebaut, und sie ist durchfinanziert“, sagte Hörchens.

Tennet baut bis 2018 eine 150 Kilometer lange Starkstromleitung zwischen Niebüll in Nordfriesland und Brunsbüttel an der Unterelbe. Damit sollen zunehmende Mengen an Windstrom in den Süden transportiert werden. Die Anleihe sollten nur Bewohner und Grundbesitzer aus den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen erwerben können, durch deren Region die Leitung führen wird. Rund 160.000 Haushalte wurden angeschrieben. Sie konnten ab 1.000 Euro einsteigen und eine Verzinsung von zunächst drei und später fünf Prozent erreichen.

Dabei handelt es sich aber nicht um eine direkte Beteiligung an der Stromleitung, sondern um eine sogenannte Hybrid-Anleihe der niederländischen Tennet-Holding. Eben das kritisierten Verbraucherschützer und Finanzexperten. Für private Geldanleger sei die Konstruktion zu riskant und komplex. Im Vergleich zum Risiko sei die Verzinsung gering. Deshalb verkaufte sich diese Form der Bürgeranleihe seit dem Ausgabestart im Juni nur schleppend.

Für Tennet stehe der Dialog mit der Bevölkerung im Vordergrund, sagte Hörchens. „Diese Bürgeranleihe ist in erster Linie ein Instrument der Akzeptanzbildung.“ Die Zahl der gezeichneten Anleihen sei deshalb nicht maßgeblich für den Erfolg des Pilotprojekts, das bis Anfang November genauer ausgewertet werden soll. Dabei solle analysiert werden, „welche Erkenntnisse es bei der Planung zukünftiger Projekte zu berücksichtigen gilt und welche Modelle sich für eine aktive Beteiligung durch Bürger eignen“.  SVEN-MICHAEL VEIT