Jobvermittler im Einkaufscenter

Die Hamburger Arbeitsagentur geht neue Wege: Mit einer Job-Karawane tingelt sie durch die Einkaufszentren der Stadt. Kritik an Showveranstaltung und Hamburger Arbeitsmarktpolitik

Von Marco Carini

Der Parcours misst rund 150 Meter Länge. Zwischen zwei Ständen von team.arbeit, der Hamburger Filiale der Agentur für Arbeit, befinden sich wie an einer Perlenkette aufgereiht Dutzende Stände von privaten Arbeitsvermittlern, Zeitarbeitsfirmen und Personaldienstleistungsgesellschaften. Das Besondere daran: Die Veranstaltung findet nicht in einer Arbeitsagentur oder einem Job-Center sondern in einem Konsumtempel statt. Im Rahmen einer so genannten Job-Karawane sind die professionellen Arbeitsvermittler im Alstertaler Einkaufszentrum im Norden der Hansestadt zu Gast.

Es ist die dritte von vier Stationen der Karawane auf ihrem Weg durch Hamburgs Einkaufszentren. Offizielles Ziel dieser „Job-Börse“ ist es, dass „arbeitslose Menschen mit Arbeitgebern, Bildungsträgern und Zeitarbeitsfirmen in direkten face-to-face-Kontakt“ kommen. Drei Tage bleibt die Karawane jeweils an einem Ort und bietet jeden Tag einen neuen Schwerpunkt. Am ersten Tag der Aktion geht es jeweils um Angebote für unter 25-Jährige, danach um Offerten für Erwerbslose zwischen 26 und 49, bevor schließlich die über 50-Jährigen zum Zuge kommen sollen. Vom 2. bis zum 4. Mai wird der mobile Arbeits-Markt noch einmal im Elbe-Einkaufszentrum Station machen, bevor die Karawane ihre Zelte erst einmal abbricht.

Im Untergeschoss des Alstertaler Einkaufszentrums hängen während der dreitägigen Stipp-visite Dutzende Jobangebote an den Stellwänden der zahlreichen „Aussteller“. Umfangreiche Listen, in denen Arbeitssuchende ihre persönlichen Daten und Qualifikationen eintragen können, finden sich an fast jedem Stand. Daneben werden Gummibärchen und Bonbons an Erwerbslose verteilt, um sie anzulocken und mit ihnen in Kontakt zu kommen.

Mehrere Dutzend Menschen sind mit den Vermittlern im Gespräch, andere füllen Bewerbungsbogen um Bewerbungsbogen aus. Ein junger Mann hat gleich eine komplette Vorstellungsmappe zusammengestellt, die er verzweifelt an die richtige Adresse zu bringen versucht.

„Welche Stellen können Sie gerade anbieten?“ laute „die meistgestellte Frage“, berichtet Klaus Dieter Kuhs von der „afg Personal“, einem Hamburger Personalvermittler. Da die Firma für jeden Erwerbslosen, den sie vermittelt, eine Prämie vom Staat kassiert, hofft Kuhs, im Einkaufszentrum an neue „Kunden“ heranzukommen, die den Weg in das afg-Büro bislang nicht gefunden haben.

Die Kartei der Firma wird so aufgefüllt, im Einzelfall kann sogar ad hoc vermittelt werden. „Ich habe heute morgen eine Buchhalterin, die an unseren Stand kam, gleich zu einer Firma geschickt – am Mittag war sie eingestellt“, freut sich Kuhs.

Solche spontanen Vermittlungserfolge aber bleiben im Alstertal die absolute Ausnahme. Doch auch wenn die Resonanz hier im feinen Poppenbüttel geringer als erwartet ausfällt, sind die meisten „Aussteller“ zufrieden. „Hier entstehen wichtige Kontakte“, meint etwa Wolfgang Neumann vom Beschäftigungsträger „Arbeit und Lernen“.

Doch es gibt auch Kritik an der Job-Karawane. Mitglieder der Hamburger Arbeitsgruppe „Arbeit und Armut“ der Linkspartei verteilen „Arbeits-Lose“ und Flugblätter, in denen die zunehmende Vernichtung regulärer Arbeitsplätze durch Ein-Euro-Jobs beklagt wird.

Auch der niedersächsische Linkspartei-Bundestagsabgeordnete Herbert Schui kritisiert den Arbeits-Markt: „Diese Showveranstaltung ist entwürdigend und sinnlos, Arbeitslose werden hier öffentlich bloßgestellt. Zudem seien „die wenigen Stellen, die hier angeboten werden, weit davon entfernt, ein Auskommen zu sichern“.

Ein Projektkoordinator eines Beschäftigungsträgers kritisiert zudem hinter vorgehaltener Hand, dass in Hamburg „die Mittel für Qualifizierung und Weiterbildung von Arbeitslosen immer weiter zurückgefahren und alles den Firmen in den Arsch gesteckt wird, die Erwerbslose befristet zu Dumpinglöhnen einstellen“. Auch die „werbewirksame Job-Karawane“, meint der Job-vermittler vom zweiten Arbeitsmarkt, dürfe über „die katastrophale Arbeitsmarktpolitik der Stadt nicht hinwegtäuschen“.