: BVG macht die Nacht zum Tag
Die Verkehrsbetriebe bereiten sich auf die Eröffnung des Hauptbahnhofs vor. Sieben Buslinien binden ihn ab Ende Mai an. Außerdem beglückt die BVG das Partyvolk und organisiert den Nachtverkehr um. Er soll verständlicher werden
Selbst der zugedröhnteste Clubber dürfte den Heimweg künftig ohne Probleme finden. Die Verkehrsbetriebe organisieren ihr Nachtangebot ab dem 28. Mai neu, damit es für die Kunden verständlicher wird. Motto: Wir machen die Nacht zum Tag. „Für 90 Prozent der Kunden sind künftig ihre Tag- und Nachtlinien identisch“, sagte BVG-Marketing-Chef Tom Reinhold gestern. Der erste große Fahrplanwechsel nach Einführung der Metrolinien Ende 2004 bindet außerdem die neuen Bahnhöfe Südkreuz und Hauptbahnhof mit Buslinien an den öffentlichen Nahverkehr an, die ebenfalls Ende Mai eröffnet werden (siehe Kasten).
Damit sich auch Wenigfahrer zurechtfinden, orientiert sich die BVG nachts künftig am Tagnetz. 26 Metrolinien – das sind Tram- und Buslinien mit dichter Taktung – fahren bald jeden Tag im 24-Stunden-Betrieb. Tagsüber kommt alle 10 Minuten ein Bus, abends und morgens alle 20, nachts immerhin alle 30 Minuten. „Wenn die Metrolinien immer fahren, verankern sie sich noch mehr im Bewusstsein der Kunden“, so Reinhold.
Am Wochenende fällt in Zukunft die Nach-Hause-Fahrt von der Party leichter. Alle U-Bahnen fahren durch, bisher fehlten Abschnitte der Linien 2, 3 und 7. An Werktagen bleibt es bei der Nachtbus-Lösung. „Für einen durchgehenden U-Bahn-Betrieb ist die Nachfrage nicht stark genug. Außerdem warten wir nachts die Tunnel und Gleise“, sagte Reinhold. Ihre Nachtbusse will die BVG besser koordinieren. 36 Nachtlinien fahren – zusätzlich zu den Metrolinien – in jeder Nacht alle 30 Minuten. Neu ist, dass jeder U-Bahn eine Nachtbuslinie mit gleicher Nummer zugeordnet wird. Werktags wird also zum Beispiel der Bus N 1 der U 1 folgen. „Der Leistungsumfang im Nachtnetz bleibt durch die Änderungen nahezu gleich, aber alles wird logischer“, erklärte Reinhold. An den Knotenpunkten Zoo und Hackescher Markt warten die Nachtbusse aufeinander. Die Fahrgäste haben mehrere Minuten Zeit, um umzusteigen.
Im Vergleich zum Metrolinienkonzept startet die BVG ein Reförmchen. Das hochverschuldete Unternehmen verspricht sich davon unter dem Strich 5,4 Millionen Euro mehr Einnahmen im Jahr. Marketing-Chef Reinhold hofft, allein „die Logik des 24-Stunden-Betriebes“ werde 1,2 Millionen zusätzliche Fahrgäste im Jahr anlocken. Zwar sind für die Linienänderungen im Tagnetz, besonders die Anbindung der Bahnhöfe, Investitionen nötig; sie sollen aber auch mehr Erlöse durch Ticketverkäufe bringen. Um die Neuerungen zu finanzieren, streicht die BVG außerdem den Frühverkehr am Wochenende in der Stadt zusammen. Busse und Bahnen, die vor 7 Uhr morgens fahren, kommen nicht mehr so häufig. Sonntags gilt zum Beispiel bis zu dieser Uhrzeit die Nachtregelung. Die BVG reagiert damit auf die geringe Auslastung. Sie liege zwischen zwei und zweieinhalb Prozent, so Reinhold. „Auf vielen Linien ist der Fahrer allein.“
In den kommenden Wochen wollen die Verkehrsbetriebe bei den BerlinerInnen für die Änderungen werben – mit Anzeigen, Flyern und einer Broschüre, die bei allen Haushalten in den Briefkasten geworfen wird. Nach dem letzten Fahrplanwechsel hatten sich Kunden über mangelnde Informationen beklagt.
ULRICH SCHULTE
Mehr Infos zum Fahrplanwechsel im Internet unter www.bvg.de