Hannover Messe setzt auf neue Energien

Die „Energy“ ist mittlerweile die größte Fachausstellung in Hannover. Dominiert wird sie von erneuerbaren Energien. Windkraftwerke entwickeln sich zum Exportschlager. Ausgleich für schrumpfende Märkte in Deutschland

AUS HANNOVERJÜRGEN VOGES

Die Energiefrage ist auch auf der weltgrößten Investitionsgütermesse ein Topthema. Die „Energy“ ist mittlerweile die zweitgrößte der insgesamt zehn Teilmessen oder Fachausstellungen der Hannover Messe. Und hier sind es Solaranlagen oder riesige Getriebeköpfe von Windrädern, die das Bild prägen.

Selbst traditionelle Stromkonzerne wie EnBW oder Vattenfall gaben sich beim Standbesuch von Kanzlerin Angela Merkel ökologisch. Sie präsentierten Wellenkraftwerke, Geothermie oder Druckluftspeicher für Strom. Vattenfall trumpfte mit dem ersten „CO2-freien Kohlekraftwerk der Welt“ auf, bei dem alle Abgase aufgefangen und gespeichert werden sollen. Eine Neuheit auf der Hannover Messe war auch der „World Energy Dialogue“, auf dem Wirtschaftsgrößen nicht mehr nur technisch, sondern erstmals auch politisch über Energiefragen diskutierten. Zu den 500 Teilnehmern zählten Chefs großer Energieversorger genauso wie der Direktor des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, oder Jürgen Thumann, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie.

Die gestrige Abschlusserklärung des Energie-Dialogs konstatierte nicht nur, dass weltweit bis 2030 rund 15.000 Milliarden Euro in die Energieversorgung investiert werden müssen – und deswegen auf den Energiemärkten glänzende Geschäfte winken. Sie betonte auch, dass die Wirtschaftlichkeit der Windenergie erheblich verbessert werden konnte, und unterstrich ihre „hohe Bedeutung für den globalen Klimaschutz“.

Fossile Energieträger, vor allem die Kohle, erklärte das Forum zwar zum „auf absehbare Zeit unverzichtbaren Bestandteil“ der Energieerzeugung. Verbessert werden müsse aber die Kraftwerkseffizienz und die „aktive Abtrennung von CO2 am Kraftwerk“. Und schließlich lobten die Energieexperten die Sonnenenergie als „die größte und bisher am wenigsten genutzte Quelle unerschöpflicher und sicherer Energie“.

Vor allem die Windkraftindustrie macht auf der Hannover Messe deutlich, wie sich aktuell mit neuen Energien Geld verdienen lässt. Die Windradbauer sind nach eigener Einschätzung auf dem besten Wege, sich zu einer Exportbranche zu entwickeln, wie es der übrige deutsche Maschinenbau längst ist. Nach Angaben des Bundesverbandes WindEnergie (BWE) erwirtschaftete die Branche 2004 exakt die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland. 2005 waren es bereits 64 Prozent, und in diesem Jahr sollen es sogar 72 Prozent werden.

Die Hersteller von Windkraftanlage können es so gut verkraften, dass der deutsche Inlandsmarkt seit Jahren schrumpft, weil die Standorte für Windräder knapp geworden sind und die Windparks auf hoher See und der Ersatz alter leistungsschwacher Windräder durch große neue noch auf sich warten lassen. Der BWE rechnet damit, dass der Export in in diesem Jahr um rund 600 Millionen auf 3,6 Milliarden wächst. Das kann das erwartete Absinken der Inlandsnachfrage von 2,3 auf 2,1 Milliarden Euro mehr als ausgleichen.