: „Das deutsche Rätsel“
INTERNATIONALE PRESSE Zwischen Misstrauen und Bewunderung: Die Kanzlerin und ihre Taktik
Eleftherotypia (Athen) am 17. März: „Berlin wartet, bis Griechenland, von den spekulierenden Kreditgebern ausgebeutet, am Rand der Klippe steht. Dann erst beginnt Frau Merkel, sich für das Schicksal ihres unglücklichen Partners zu interessieren. Das heißt also Solidargemeinschaft!“
Le Figaro (Paris) am 25. März: „Die Krise in Griechenland hat das große Comeback der ‚Madame No‘ auf der europäischen Bühne eingeläutet.“
Gazeta Wyborcza (Warschau) am 25. März: Berlin wird möglicherweise nachgeben, damit das Geld nach Athen fließen kann. Die Spielregeln innerhalb der EU wurden aber bereits geändert. (…) Der Vertrag von Lissabon hat Berlin das größte Stimmengewicht in der EU gegeben. Und Angela Merkel versteht es, die Ellenbogen zu gebrauchen.“
Times (London) am 26. März: „Viele Deutsche wollen Griechenland dafür bestrafen, dass sie ihr Haus nicht in Ordnung gehalten haben (…). Eine Sache ist klar: Wenn Deutschland in Europa die Führung übernimmt, dann muss die nächste britische Regierung ein ganz genaues Augenmerk auf Angela Merkel legen.“
Libération (Paris) am 26. März: „Es gibt ein deutsches Rätsel. Dieses Land war lange Zeit der Pfeiler des europäischen Aufbaus. (…) Jetzt demütigt das Deutschland von Angela Merkel absichtlich die Länder der Eurozone, indem es bei einem Scheitern Griechenlands fordert, den Wolf IWF in die gemeinsame Schafherde zu holen.“
Neue Zürcher Zeitung am 29. März: „Dass Merkel die große Bühne liebt, ist nichts Neues. Neu ist hingegen die demonstrative Entschlossenheit, mit der Merkel auftritt. Es ist, als spüre die Kanzlerin (…) dass die Zeit deutscher Zurückhaltung im europäischen Konzert an ihr Ende gekommen ist.“
Berlingske Tidende (Kopenhagen) am 27. März: „Angela Merkel ist die Wunderfrau der EU und lieferte in Brüssel einen eleganten Balanceakt. Sie schloss sich dem Gesamtplan (für Griechenland) an, verweigerte aber gleichzeitig einen Blankoscheck für die Griechen.“
Le Figaro (Paris) am 9. April: „Von den Diskussionen der Europäer wird hauptsächlich der eisige Satz von Angela Merkel im Gedächtnis bleiben, der in Athen wie ein Dolchstoß empfunden wurde: Wer die Regeln der Eurozone nicht einhalten kann, sollte von ihr ausgeschlossen werden.“
La Stampa (Rom) am 24. April: „Nichts hat Angela Merkel mehr Sorgen gemacht als die Aussicht darauf, vor den Wahlen am 9. Mai in Nordrhein-Westfalen, dem größten Land der Bundesrepublik, Geld für die Rettung Griechenlands aus der Tasche ziehen zu müssen.“
El País (Madrid) am 27. April: „Berlin bringt die Stabilität der gesamten Eurozone in Gefahr. (…) Wenn die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel an ihrem Widerstand festhält und es keine Lösung gibt, wird alles noch viel schlimmer werden. Das Unbehagen in der Bevölkerung, das bisher vor allem den Banken als den Verursachern der Krise entgegenschlägt, breitet sich auf die Institutionen der EU aus.“