Häuserkampf an Unis

Streit um Studiengebühren spitzt sich zu: Uni Bochum lässt Besetzer von Polizei heraustragen, in Bonn stürmen Studis die Senatssitzung, in Köln ist das Rektorat besetzt, Duisburg-Essen droht Streik

von SEBASTIAN HEISER

Studierende stürmen die Universitäten des Landes: Die Ruhr-Universität Bochum rief am Donnerstagabend die Polizei, um den besetzten Senatssaal zu räumen. Mehr als die Hälfte der rund 250 Besetzer verließ den Saal freiwillig, die restlichen wurden hinausgetragen. Die Universität erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, die Polizei ermittelt gegen 92 Studierende.

Die Studierenden hatten den Saal gestürmt, in dem der Senat über die Einführung von Studiengebühren debattierte. Der Senat ist das höchste Gremium der Uni, in dem die Professoren die Mehrheit stellen. Rektor Gerhard Wagner brach die Sitzung ab und vertagte die Entscheidung.

In Köln entstand der Plan zur Besetzung des Rektorates spontan auf einer Vollversammlung am späten Donnerstagnachmittag, bei der gut 200 Studierende anwesend waren. Rund 100 von ihnen drangen anschließend in die Räume des Rektors der Universität ein. Auch sie protestieren gegen die von ihnen befürchteten Studiengebühren von 500 Euro ab dem Wintersemester 2006/2007. Nach ihrer Information soll die Entscheidung darüber auf der Senatssitzung am 3. Mai fallen. Die Universität versicherte dagegen, dass die Entscheidung erst am 24. Mai falle.

In Köln reagierte die Uni-Leitung gelassener: Mit Hilfe der Studierenden räumten die Angestellten Computer und Gemälde aus den besetzten Räumen. Ein Ultimatum wurde nicht gestellt, auch die Polizei war zunächst nicht zu sehen. Die Besetzer haben sich Lebensmittel und Isomatten besorgt und richten sich darauf ein, bis mindestens Anfang nächster Woche zu bleiben.

In Bonn hatten am Donnerstag rund 150 Studierende mit Trillerpfeifen und Transparenten den Festsaal gestürmt, in dem gerade der Senat der Universität tagte. Die Studierenden forderten eine Urabstimmung zu Studiengebühren und bedienten sich an dem aufgebauten Büffet. In Bonn soll die Entscheidung über Studiengebühren am 1. Juni fallen. An der Universität Duisburg-Essen beschlossen die Studierenden am Donnerstag einen eintägigen Streik, um Druck auf den Senat auszuüben. Auch hier steht die Entscheidung über Studiengebühren bevor.

Die Proteste an den Universitäten des Landes können NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) kalt lassen. Er ist zwar verantwortlich dafür, dass in Nordrhein-Westfalen allgemeine Studiengebühren möglich sind, der Ärger richtet sich aber hauptsächlich gegen die Leitungen der jeweiligen Universitäten. Als der Landtag Mitte März Pinkwarts Studiengebührengesetz beschloss, riefen die Studierenden zu einem Zeltlager vor dem Parlament auf – nach ein paar kalten Nächten waren es nur noch weniger als zehn Demonstrierende. Den Schwarzen Peter hat Pinkwart erfolgreich an die Professoren weitergeschoben, die nun einzeln darüber entscheiden müssen, ob und in welcher Höhe sie Gebühren einführen werden.