Kein Studium für Erneuerbare

Die Ökostrom-Branche boomt, aber Studienangebote für den Nachwuchs sind rar

BERLIN taz ■ 40 Milliarden Euro will die Erneuerbare-Energien-Branche bis 2012 in neue Anlagen investieren, doch um die universitäre Ausbildung des Fachpersonals kümmert sich hierzulande fast niemand. Anders als beispielsweise im Atomsektor gibt es bis jetzt nur einen einzigen komplett auf die Erneuerbaren ausgerichteten Studiengang: das Diplom „Regenerative Energietechnik“ an der FH Nordhausen. Der Rest sind lediglich Doppelfächer: „Umwelttechnik/Erneuerbare Energien“ an der FHTW in Berlin. Vor allem die Unis sind oft nur mit Aufbaustudien dabei. So bietet etwa die Uni Oldenburg den Master „Renewable Energy“ an. An der TU Freiberg gibt es immerhin im Bereich Maschinenbau die Studienrichtung „dezentrale Energieanlagen“.

„Tatsächlich ist die Situation viel schlimmer: Bestehende Professuren für Solarthermie, Windkraft wurden in den vergangenen Jahren ersatzlos gestrichen“, sagt Stefan Krauter, Professor am Institut für Energietechnik der TU Berlin. Das sei nach einer Dekade der Pionierarbeit, die nun in einen Aufschwung der nachhaltigen Energieerzeugung münde, völlig kontraproduktiv.

Zum heutigen „Tag der Erneuerbaren Energien“ werden zwar hundert Firmen in ganz Deutschland ihre Türen öffnen – und für Anlagen zur Nutzung von Sonne, Wind, Erdwärme, Wasserkraft und Bioenergie werben. Und die regenerative Lobby wird wieder ihr Zahlenfeuerwerk starten: 16 Milliarden Euro Umsatz, 170.000 Beschäftigte, Neuinvestitionen in Höhe von 10 Milliarden Euro im letzten Jahr. Doch schon steht die nächste Fehlentscheidung im Ausbildungssektor an, findet Krauter: „Es soll einer der letzten Bereiche der Erneuerbaren an der TU Berlin, die Photovoltaische Systemtechnik, abgewickelt werden.“ Der Stuhl des Solar-Experten Rolf Hanitsch wird frei, weil der Professor in Ruhestand geht. Die Neubesetzung soll durch eine Person mit dem Schwerpunkt „Elektrische Netzplanung“ erfolgen. „Dabei werden die Regenerativen wie die Windenergie nur als Störgröße angesehen und eingeplant, die man notgedrungen mit ins Stromnetz integrieren muss“, moniert Kräuter. Gerd Rosenkranz von der Deutschen Umwelthilfe: „Ohne ausreichend Ingenieure wird der Ausbau stocken.“ BPR