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Archiv-Artikel

Immer Herr der Lage

Der ehemalige Spielmacher von Rheinenergie Köln pflegt in seinem Trainerjob jugoslawische Basketballtugenden

Sasa Obradovic hat schnell gelernt. Schaut man dem Basketballtrainer von RheinEnergie Köln in diesen Tagen bei seiner Berufsausübung in den Bundesliga-Playoffs zu, so ist es schwer zu glauben, dass er ein Anfänger ist. Es liegt Routine in seinen Bewegungen und Gesten: Obradovic scheint immer Herr der Situation zu sein. Der 37-Jährige ist perfekt in seine neue Rolle hineingewachsen. Erst vor acht Monaten übernahm der frühere Kölner Spielmacher das Traineramt. „Ich habe einen Job gefunden, der mich glücklich macht“, sagt er. Sein Ziel: Endlich einmal sollen die Kölner die erste Playoff-Runde überstehen. In den letzten drei Jahren war RheinEnergie Köln, einer der reichsten Klubs der Basketball-Bundesliga, mit dem Spieler Obradovic jeweils im Viertelfinale der Bundesliga-Meisterrunde gescheitert.

Einen ersten Schritt in die gewünschte Richtung tat Obradovics Team am Sonntagabend: 94:68 bezwangen die Kölner Ludwigsburg im ersten Spiel des Playoff-Viertelfinals, zwei Siege fehlen zur Halbfinal-Qualifikation. Obradovic mühte sich, die Freude zu dämpfen. „Es wäre schön, wenn wir den Sieg so schnell wie möglich abhaken und uns auf die nächste Partie konzentrieren“, bemerkte der Trainer, der offensichtlich seine Konsequenzen aus den Misserfolgen der vergangenen Jahre gezogen hat. Neigten Vertreter der Kölner Basketballer früher oft zu Großspurigkeit, so tritt der Jung-Trainer nun betont sachorientiert auf. Obradovic hat Vorbilder. Er hat als Spieler Erfolgstrainer wie Svetislav Pesic kennen gelernt und war mit Serbiens Nationalmannschaft zweimal Europa- und einmal Weltmeister. „Man versucht, sich die positiven Dinge der großen jugoslawischen Coaches, mit denen ich viele Titel gewonnen habe, anzueignen“, sagte er kürzlich.

Typisch für jugoslawische Trainer sei dies: „Wir wollen, dass das Spiel organisiert ist und wir einen genauen Plan haben, was wir machen wollen. Das müssen die Spieler akzeptieren. Es hat sich gezeigt, dass diese Philosophie zu großen Erfolgen führt.“ Obradovic musste in Köln Überzeugungsarbeit leisten. In seiner Mannschaft spielen vier US-Amerikaner, die sich traditionell lieber am freien Spiel erfreuen. Aber bislang scheint es zu klappen: Immerhin schloss RheinEnergie die Vorrunde auf Rang drei hinter Alba Berlin und Bamberg ab. „Wir sind auf einem guten Level“, findet der Trainer. Trotzdem warnt er: „Nach einer Playoff-Serie kann das alles ganz anders aussehen.“ Christiane Mitatselis