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Archiv-Artikel

Teetrinken auf der Ostsee

BÜRGERENTSCHEID Im Badeort Timmendorfer Strand machen Bürger gegen ein Geschenk des Millionärs und Ex-HSV-Chefs Jürgen Hunke mobil. Der will die neue Seebrücke mit einem asiatischen Teehaus schmücken

„Da kann man über dem Meer sitzen und sein“

JÜRGEN HUNKE, MÖCHTEGERN-SPENDER

Mit einem Volksentscheid wollen BürgerInnen von Timmendorfer Strand den Bau „eines Teehauses in asiatischer Bauform“ auf der Ostsee verhindern. Dieses will der millionenschwere Investor Jürgen Hunke dem Badeort an der Lübecker Bucht schenken. Ungefähr eine Million Euro will sich der ehemalige Hamburger-SV-Präsident, der in einer Villa im japanischen Stil direkt an der Düne residiert, „meine Spende an Timmendorf“ kosten lassen.

Am Donnerstag gaben Gegner des Vorhabens die bei einem Bürgerbegehren gesammelten Unterschriften im Rathaus ab. Bei zehn Prozent der rund 7.500 Wahlberechtigten liegt das Quorum, „das haben wir weit übertroffen“, sagt Mike Weber von der Bürgerinitiative. Die Bauform „passt nicht in den Charakter der Küstenlandschaft“, findet er. Der parteilose Bürgermeister Volker Popp hingegen kann verstehen, dass die Idee „vielleicht abenteuerlich“ klingt, architektonisch aber sei das ein „belebender Kontrapunkt“.

Die Gemeinde plant, die marode alte Seebrücke abzureißen und für rund 2,3 Millionen Euro eine 135 Meter lange neue Brücke zu bauen. Deren Ende solle nach Hunkes Vorstellungen ein zweistöckiges Teehaus samt Galerie und Bücherei schmücken, das er auf eigene Kosten errichten will: „Da kann man über dem Meer sitzen und sein“, sagt Hunke. „Es geht um Harmonie, es geht um Ästhetik.“

Mitte Juli könne nun der Bürgerentscheid stattfinden, sagt Bürgermeister Popp. Mindestens 20 Prozent der TimmendorferInnen müssten gegen das Projekt stimmen, um es zu kippen. „Der Ausgang ist völlig offen“, glaubt Popp.

„Das wird kommen“, ist hingegen Hunke überzeugt. Er sei „vielleicht ein idealistischer Träumer“, sagt der als Versicherungsmakler zu Wohlstand gekommene 66-Jährige, den die Vision umtreibt, seine Wahlheimat zum „Sylt der Ostsee“ zu machen. „Ich will denen was schenken, warum sollten sie es nicht wollen?“ SVEN-MICHAEL VEIT