Berlin, Kunstankauf etc.
: Fünf Millionen für „Electric Chair“

Nur zufällig wurde es bekannt: Für mehr als fünf Millionen Euro hat der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, soeben Warhols „Big Electric Chair“ für den Hamburger Bahnhof angekauft. Dort allerdings ist dieses Bild schon seit Jahren zu Hause. Seit der Neueinrichtung der Sammlung Marx im letzten Jahr als Dauerleihgabe. Ohne nennenswertes Ankaufsbudget kann sich Peter-Klaus Schuster diese Erwerbung leisten. Denn er hat, wie die Süddeutsche Zeitung weiß, viel Macht. Und daher viele Kritiker – selbst in der Presse! Darob besorgt, nennt die konkurrierende Süddeutsche diese Kritiker Neider.

Neider? Wo nur, um Himmels Willen, könnte der Neid liegen, wenn zunächst die Berliner Zeitung und später auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung fragen, warum ein Bild erworben werden muss, nur um es in jenem Haus zu halten, das die Staatlichen Museen 1996 eigens für Marx und dessen Sammlung zum Museum umbauten? Was ist an der Erörterung dieses Vorgangs unsauber, wie die Süddeutsche schreibt, die den Ankauf in ihrem Artikel mit keinem Wort erwähnt? Und stattdessen lieber Nebelkerzen wirft, indem sie lang und breit einen früheren Warhol-Verkauf diskutiert?

Gut, man kann argumentieren, ein Privatmann dürfe seine Sammlung verändern, neue Schwerpunkte setzen, auch wenn er sie mit der Öffentlichkeit teilt – die ihm dafür, apropos, nicht nur „gelegentliche Restaurierungs- und Transportkosten“ (SZ), sondern auch ein ganzes Haus finanziert. Es wundert nur, dass solche Umstrukturierungen, die ja hochinteressant sind und für die Zukunft des Museums womöglich verheißungsvoll, in Berlin stets klammheimlich geschehen. Als ginge es nicht koscher zu. Als könnten Transparenz und Öffentlichkeit nicht Werbung für die Museen sein, sondern per se nur unbillige Forderung, erhoben von Neidern und Feinden. Wer aber von jeglicher Transparenz abrät, ist dann wohl ein Freund des Generaldirektors. Solche Freunde wissen, Peter-Klaus Schuster hat keine Macht. Um der Kunst fünf Millionen zugute kommen zu lassen, muss er ihr diese Summe an anderer Stelle nehmen. Souverän disponieren sieht anders aus.

BRIGITTE WERNEBURG