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Archiv-Artikel

Teure AKWs – Solarstrom ist billiger

KALKÜL Mit fixen Einspeisevergütungen für Atomstrom belegt Großbritannien, dass neue Reaktoren am Markt keine Chance haben

BERLIN taz | Großbritannien hat die Kosten neuer Atomkraftwerke kalkuliert. Und siehe da: Selbst wenn man die Umweltrisiken der Nuklearenergie außen vor lässt, ist Atomstrom inzwischen teurer als manche erneuerbare Energie.

Sogar der oft als teuer verschriene Solarstrom ist schon billiger: Neue Photovoltaik-Großanlagen bekommen in Deutschland inzwischen nur noch eine Vergütung von 9,88 Cent je Kilowattstunde – also weniger als jene rund 11 Cent, die für Atomkraftwerke in Großbritannien bezahlt werden sollen. Und Windkraft an Land ist mit 5 bis 9 Cent ohnehin billiger als die Kernspaltung.

Zudem kommen die erneuerbaren Energien in Deutschland mit einer auf 20 Jahre festgelegten Vergütung ohne Inflationsausgleich aus, während die britischen Atommeiler 35 Jahre Preisgarantie zuzüglich Inflationsausgleich brauchen. Der Grund: Würde man die Vergütung für Atomstrom nur für 20 Jahre festschreiben, müsste sie deutlich höher liegen. Sie überschritte dann die Schwelle von 100 Pfund pro Megawattstunde – politisch kaum durchsetzbar.

Womit aber wären feste Einspeisevergütungen für Atomstrom zu rechtfertigen? Bei den Erneuerbaren wurden sie als Instrument der Markteinführung geschaffen – warum aber sollte die Atomkraft nach 50 Jahren noch Markteinführung brauchen? Auch in anderen Ländern wird immer deutlicher, dass Atomkraftwerke ohne staatliche Hilfe nicht zu bauen sind: So wurde im russischen Kaliningrad nach Angaben der Umweltorganisation Global 2000 der Neubau von zwei Reaktoren abgesagt – als „nicht finanzierbar“. Offiziell bestätigt ist das zwar noch nicht, doch da Russland den Bau auch mit Stromexporten nach Deutschland begründet hatte, hierzulande aber kein Bedarf an der Energie besteht, ist der Stopp plausibel.

In Polen hat Premier Donald Tusk bereits im Juni erklärt, dass geplante AKWs möglicherweise doch nicht gebraucht würden. Hauptgrund für den Rückzug sind laut dem Informationsnetzwerk Contratom auch dort die hohen Kosten – für die beiden Blöcke wurden mindestens 12,5 Milliarden Euro kalkuliert.

Im finnischen Olkiluoto geht das AKW mindestens vier Jahre später als geplant 2016 ans Netz, die prognostizierten Baukosten sind von 3 auf 8,5 Milliarden Euro gestiegen. Das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien in Münster bilanzierte bereits: Atomstrom wird zum Kostendesaster.  BERNWARD JANZING