: Pflüger gibt sich familiär
Die Union fordert mehr Kinderbetreuung, um Alleinerziehende und Berufstätige zu entlasten. „Lokale Bündnisse für Erziehung“ sollen für das arme Land einspringen
Wer wollte, konnte die Wahl des Tagungsorts symbolisch verstehen. Die CDU lud gestern in das Kinder- und Jugendfreizeitzentrum FEZ in Wuhlheide – einen ehemaligen DDR-Pionierpark – um auf einem Kongress über Familienpolitik für die Hauptstadt zu diskutieren. Entsprechend offen gab sich Unions-Spitzenkandidat Friedbert Pflüger: „Familie ist überall dort, wo Erwachsene mit Kindern zusammenleben.“ Betreuungseinrichtungen will Pflüger zusammenfassen und ausbauen, um Kinder und Jugendliche besser zu fördern.
Der Kandidat machte den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) dafür verantwortlich, „dass die Rahmenbedingungen für Familien in den vergangenen Jahren in Berlin schlechter geworden sind“. Pflügers Liste an Vorwürfen ist lang: Dazu zählen die Abschaffung der Vorschulklassen und die Anhebung der Kita-Gebühren ebenso wie die Verlagerung der Horte an die Schulen und die Schließung der Kinder- und Schülerläden.
Bislang fehlten ausreichende Betreuungsangebote für Kinder in den Morgenstunden und am späten Nachmittag. Notwendig sei auch ein neues Konzept zur Jugendarbeit, nachdem in Berlin in den letzten Jahren mehr als 100 Jugendfreizeiteinrichtungen geschlossen worden seien.
Pflüger versprach Betreuungsangebote für Kinder, „die den Bedürfnissen allein erziehender Elternteile und Berufstätiger Rechnung tragen“. Im armen Land Berlin will die CDU dafür auch eine bislang kaum genutzte Ressource nutzen: ältere Menschen. In so genannten Mehrgenerationenhäusern und Nachbarschaftsheimen könnten Kinder, Erwachsene und SeniorInnen „neue soziale Netze“ knüpfen. Schon heute gebe es „lokale Bündnisse für Familie“ in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Tempelhof-Schöneberg. Davon erhofft sich die Union eine preiswerte, gegenseitige Betreuung für Junge und Alte.
Bei der Frage, wie sich die weiteren Unions-Wünsche bezahlen lassen, konnte Pflüger auf den Bund verweisen – und damit auf seine Sitznachbarin, Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Die hatte sich am Montagabend mit der SPD auf ein insgesamt 4 Milliarden Euro teures Elterngeld in den ersten 14 Lebensmonaten geeinigt.
MATTHIAS LOHRE
brennpunkt SEITE 3