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Archiv-Artikel

„Es fehlen Verhaltensweisen“

INFRASTRUKTUR Eine Ringvorlesung erkundet die künftige Architektur der Energieversorgung

Von BES
Claudia Bach

■ 29, Politologin, arbeitet beim Kibex-Projekt zur Naturgefahrenforschung an der Bonner Filiale der UN-University.

taz: Frau Bach, was sind kritische Infrastrukturen?

Claudia Bach: Das ist einigermaßen komplex. Es gibt eine Definition des Bundesinnenministeriums, nach der die kritischen Infrastrukturen letztlich aus der Gesamtheit der Organisationen und Einrichtungen bestehen, die fürs Funktionieren des Systems wichtig sind. Also fast alles.

Aha.

Die sind dann aber noch einmal unterteilt in technische und sozioökonomische. Letztere umfassen beispielsweise auch kulturelle, wie wichtige Bauwerke, aber auch Medien …

aber Sie und Professor Jörn Birkmann kümmern sich eher um die technische Infrastruktur – im Hinblick darauf, sie widerstandsfähiger zu machen?

Im weitesten Sinne, ja. Wobei wir uns in unserem Vortrag hauptsächlich mit der Energieversorgung beschäftigen.

Obwohl Sie keine Ingenieure sind?

Ja. Uns interessiert die gesellschaftliche Seite des Themas: Wir fragen, wie Naturgefahren sich auf dieses Infrastruktur auswirken, etwa extreme Trockenperioden, wo dann das Wasser für die Kühlung der Kraftwerke fehlt, oder Wirbelstürme oder auch, das ist eines unserer Beispiele aus Deutschland, die extremen Schneefälle im Münsterland 2005…

als die Strommasten unterm Schnee einknickten…?

Genau. Und dabei untersuchen wir, wie Gesellschaften mit solchen Ausfällen umgehen.

Und? Wie gehen sie damit um?

Unterschiedlich: Ein Hauptproblem unserer Industriegesellschaft scheint, dass die Bevölkerung sich ihrer Abhängigkeit gar nicht so recht bewusst ist – einfach weil wir ans Funktionieren der Infrastruktur gewöhnt sind: Uns fehlen Verhaltensweisen, um beispielsweise einen Stromausfall zu verkraften. In Schwellenländern ist ein Blackout dagegen meist kein Aufreger …

Weil es oft passiert?

Ja. Es gibt erprobte Handlungsstrategien, um darauf zu reagieren.  INTERVIEW: BES

Start der artec-Ringveranstaltung zur Architektur des Energiesystems: Prof. Jörn Birkmann, Claudia Bach: „Resilienz kritischer Infrastrukturen gegenüber Extremereignissen der Stromversorgung“ – 16 Uhr, Biba-Auditorium