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Archiv-Artikel

Rote Sonne über Afrika

Japans Premier Koizumi besucht die Afrikanische Union. Tokio baut Afrikadiplomatie aus, im Wettstreit mit Peking

TOKIO taz ■ Afrika gehörte bislang nicht zu den bevorzugten Destinationen japanischer Ministerpräsidenten. Junichiro Koizumi hingegen bereist Afrika jetzt bereits zum zweiten Mal. Am Montag hielt er als erster japanischer Regierungschef eine Rede am Hauptsitz der Afrikanischen Union (AU) in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Gestern beschloss er sein Besuchsprogramm in Ghana.

Vor den 53 AU-Mitgliedstaaten sprach sich Koizumi für umfassende Hilfe an Afrika aus. Japan will sich mit 8,7 Millionen US-Dollar an den Kosten der AU-Friedensmission im Sudan beteiligen. Schließlich schmeichelte Koizumi den Zuhörern, als er für Afrika mehr Gewicht im UN-Sicherheitsrat einforderte.

Japan, das im Rat einen permanenten Sitz beansprucht, erwartet im Gegenzug Unterstützung aus Afrika. 2005 scheiterte Tokio zusammen mit Deutschland, Indien und Brasilien mit einem Versuch der Erweiterung des exklusiven Gremiums um diese vier Staaten ausgerechnet am Widerstand der Afrikanischen Union. Japans Ministerpräsident deutete jetzt an, dass er den Anspruch der AU auf zwei feste Sitze im Sicherheitsrat für angemessen hält. Das „Japanische Institut für Entwicklungsökonomie“ interpretiert Koizumis Besuchsdiplomatie als Indiz für eine neue Afrika-Politik Japans. 2003 hatte Koizumi in Tokio einen Afrika-Gipfel einberufen und eine Verdoppelung der Entwicklungshilfe in Aussicht gestellt. Die zuständigen Beamten in Tokio machen kein Geheimnis daraus, dass vor allem solche Länder in den Genuss von japanischen Entwicklungsprogrammen kommen sollen, in denen strategische Interessen bestehen.

China, Japans bedeutendster Rivale in Asien, hat seine Afrika-Diplomatie ebenfalls spürbar intensiviert. Beinahe zeitgleich wie Koizumi besuchte Chinas Präsident Hu Jintao Nigeria, Marokko und Kenia. China braucht Afrikas Ressourcen, um seinen enormen Energiebedarf zu decken. Ein Viertel der chinesischen Ölimporte stammt aus Afrika. Selbst gegenüber Sudan hat Peking keine Berührungsängste – China nahm Khartum im Darfur-Konflikt wiederholt in Schutz und wurde mit Zugeständnissen im Ölgeschäft belohnt. Vielleicht wird sich Afrika dereinst in China-Treue und Japan-Treue aufteilen. MARCO KAUFFMANN