NEUES DENKEN
: Legales Gras

Uruguay steigt in den Drogenhandel ein. Ab 2014 soll Cannabis für die rund 3 Millionen Einwohner legal erhältlich sein. Damit ist Uruguay das erste Land der Welt, das die Produktion und den Verkauf von Marihuana staatlich regelt.

Bereits im August stimmte das Abgeordnetenhaus der Gesetzesvorlage zu. Nun hat der Chef der nationale Drogenbehörde, Julio Calzada, weitere Einzelheiten bekannt gegeben: Umgerechnet 70 Eurocent wird das staatlich vertriebene Gramm Marihuana kosten, teilte Calzada der uruguayischen Tageszeitung El País mit. In etwa so viel, wie man auf der Straße zahlt.

Wer sich als Konsument registriert, hat ein Anrecht auf monatlich 40 Gramm – genug also für 40 Joints. Minderjährigen bleibt der Konsum verboten. Alternativ zum Kauf können sich Uruguayer den Eigenanbau von 480 Gramm jährlich genehmigen lassen. Stimmt der Senat Mitte November dem Gesetzesentwurf zu, kann der legale Cannabishandel bereits ab Mitte nächsten Jahres beginnen. „Für die Ernte ist dann noch reichlich Zeit“, sagt Calzada.

Uruguay ist neben Guatemala einer der vehementesten Befürworter der Legalisierung von Rauschgift. Auf dem letzten Gipfel der Organsation Amerikanischer Staaten (OAS) im Juni drängten mehrere lateinamerikanische Staaten darauf, die Legalisierung des Drogenkonsums in den Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung des Drogenschmuggels aufzunehmen. Der verheerende „Drogenkrieg“ in Mexiko und die Einflusszunahme der Schmugglerbanden in Zentralamerika zeige, dass die auf Prohibition und Strafverfolgung zielende Drogenpolitik gescheitert sei.

Ein staatlich geregelter Drogenverkauf birgt nach Ansicht von Julio Calzada noch einen weiteren Vorteil: „Der Markt ist gefährlich, die Ware von schlechter Qualität. Nun garantieren wir einen sicheren Ort, an dem hochwertiger Cannabis gekauft werden kann.“ Werbung für Cannabis bleibt aber auch in Uruguay weiterhin verboten. RALF PAULI

■ Vor der UNO-Generalversammlung Ende September erklärte Uruguays Präsident José Mujica, die Entkriminalisierung des Drogenverkaufs werde dem illegalen Rauschgiftschmuggel dem Markt entziehen. Diese Überzeugung teilen mittlerweile viele Länder in der Region.