: Der Metallchef
Nicht dass Sie glauben, wir bei der taz hätten eine antigewerkschaftliche Marotte. Schließlich war unser Lobbyist der letzten Woche Michael Vassiliadis, Chef der IG BCE, der wieder eine Pro-Braunkohle-kontra-schneller-Ausbau-der-Erneuerbaren-Rede gehalten hatte. Die IG BCE vertritt die Beschäftigten der großen Energiekonzerne, der Braunkohletagebaue und der energieintensiven Chemiefabriken.
Diesmal ist es IG-Metall-Chef Berthold Huber (Foto). Vassiliadis und Huber haben in dieser Woche mit den Arbeitgeberverbänden BDA und BDI eine „Gemeinsame Erklärung“ zur Energiewende abgegeben.
Nun ist die Interessenlage der IG Metall komplizierter als die der IG BCE. Sie vertritt energieintensive Stahlunternehmen und die Offshore-Windkraftindustrie. Weshalb sie die Quadratur des Kreises schaffen muss: einerseits die teure Offshore-Energie fördern lassen, andererseits die Stahlunternehmen von deren Kosten befreien. In der Erklärung heißt es: „Die derzeitigen Rahmenbedingungen haben zu einem enormen Investitionsstau geführt. Das trifft den Ausbau der notwendigen neuen Transportleitungen, den Ausbau der Offshore-Windparks. Andererseits bleiben notwendige Investitionen in der Industrie aus, die von wettbewerbsfähigen Energiepreisen abhängen.“
Bleibt die Frage, wer die Kosten stattdessen übernimmt. Die „Gemeinsame Erklärung“ sagt dazu nicht viel, außer dass die Stromsteuer gesenkt werden soll. Entweder muss also der Staat zur Finanzierung einspringen oder der Ausbau der billigeren Windkraft an Land und der Fotovoltaik reduziert werden. In Sachen Energiewende betreiben eben alle Lobbypolitik; bezahlen sollen andere. Die Gewerkschaften bilden da keine Ausnahme. MARTIN REEH