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Archiv-Artikel

LIEBESERKLÄRUNG Bundeswehr

EINST DER SCHRECKEN DES OSTBLOCKS, HEULT SICH DIE DEUTSCHE ARMEE HEUTE BEIM WEHRBEAUFTRAGTEN AUS. WIE SCHÖN!

Früher stand der Feind im Osten, Spione hießen Günter und nicht Barack, und die Bundeswehr war eine gemütliche Behörde, deren Kasernen nach Kriegsverbrechern benannt waren. Nur durch die abgeschlossen Türen der großen Brüder drangen manchmal abschätzig-punkige Klänge wie die der „Straßenjungs“: „Der Leutnant mit dem General, der Dienstplan ist ihm scheißegal, es läuft nur noch Geschlechtsverkehr, in unsrer schönen Bundeswehr, ohohoh …“

Dann kam 1989, und heute müssen wir sehen: Der neue Verein, entstanden aus BW und NVA und gebeutelt von zahllosen Reformen lügnerischer Minister, hat sich zur Motzarmee gewandelt: So viele Beschwerden wie in diesem Jahr seien noch nie an den Wehrbeauftragten des Bundestags gegangen, verlautete es am Dienstag. Folgt man den Eingaben der Soldaten, dann klappt eigentlich gar nichts mehr, insbesondere nicht die Kostenerstattung durch die Beihilfe. Und es ist ja nicht lustig, wenn Rechnungen von Ärzten, Apothekern und Krankenhäusern ins Haus flattern und der Entsatz auf sich warten lässt. Berechtigt erscheint auch die Frage, wie eine Mutter Taliban töten soll, wenn keine Kinderbetreuung angeboten wird.

Und ist es also nicht so, dass, während die Weltlage immer unübersichtlicher wird und vielleicht demnächst ein Luftlandebataillon in Washington aufschlägt, um den Amis mal richtig einen einzuschenken – ist es in dieser Bedrohungssituation nicht so, dass wir unsere Bundeswehr als Hort der Normalität und des Bürgersinns ganz ohne Befehl endlich lieb haben dürfen? Dann hätten die Straßenjungs doch recht behalten. AMBROS WAIBEL