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Archiv-Artikel

Strafe für schlechtes Benehmen

DISZIPLINPROBLEME Nach zwei Platzverweisen verliert Hannover 96 mit 1:4 gegen Hoffenheim

Der Schiedsrichter war der Buhmann – auch für die Offiziellen von Hannover 96

Dirk Dufner ist eigentlich ein eher sachlicher Entscheider. Doch am Samstag witterte der Sportdirektor von Hannover 96 Böses. Nach einer Vielzahl umstrittener Schiedsrichterentscheidungen und zwei Platzverweisen hatte Hannover mit 1:4 gegen die TSG Hoffenheim verloren – jenen Klub also, der zuletzt wegen des sogenannten Phantomtors benachteiligt worden war. „Uns beschleicht das Gefühl, dass das Unrecht, das Hoffenheim angetan wurde, wieder zurechtgebogen wird“, sagte Dufner. Der Unparteiische Tobias Stieler aus Hamburg war nach einem frühen Platzverweis gegen 96-Torjäger Mame Diouf zum großen Buhmann geworden und stand am Ende sogar im Zentrum einer Verschwörungstheorie.

Am 9. Spieltag war die TSG Hoffenheim in der mit 1:2 verlorenen Partie gegen Bayer Leverkusen elementar benachteiligt worden. Am 10. Spieltag hatte sie deutlich mehr Glück. „Wir mussten uns nach dieser sehr aufregenden Woche erst mal sammeln. Ich bin glücklich, dass meine Spieler in den entscheidenden Phasen die nötige Stabilität gezeigt haben“, sagte TSG-Trainer Markus Gisdol. Sejad Salihović hatte schon nach zehn Minuten einen Foulelfmeter zum 0:1 verwandelt. Die weiteren Treffer steuerten Kai Herdling (18.) und Roberto Firmino (62./64.) bei. Der Hoffenheimer Erfolg in Überzahl war nur nach Salif Sanés 1:2 für Hannover (56.) ganz kurz gefährdet.

In der Aufarbeitung der ersten Heimniederlage, die Hannover 96 in dieser Saison zu beklagen hat, werden wohl auch die Benimmregeln der Bundesliga eine Rolle spielen müssen. Torjäger Diouf hat mit seinem Platzverweis nach nur zwölf Minuten einen unschönen Rekord aufgestellt. Seiner Meckerei nach dem berechtigten Elfmeterpfiff von Stieler und der dafür gezückten Gelben Karte ließ der Senegalese Sekunden später eine Schwalbe folgen – was in der humorlosen Addition des Schiedsrichters die Gelb-Rote Karte ergab.

Die Bestrafung von Diouf mag hart und spielentscheidend gewesen sein. Für die Mehrheit der 45.000 Zuschauer und der 96-Spieler war der Platzverweis jedenfalls das Signal dafür, jede weitere Entscheidung anzuzweifeln und zu verfluchen. „Der Schiedsrichter stand unter Druck. Da war eine gewisse Nervosität, das haben wir zu spüren bekommen“, sagte Hannovers Trainer Mirko Slomka und reihte sich in die Schar der schlechten Verlierer ein. Dass seine Mannschaft vor lauter Wut erst den Überblick, dann die Beherrschung und schließlich völlig zu Recht nach 64 Minuten auch noch Innenverteidiger Marcelo mit Roter Karte wegen Schiedsrichterbeleidigung verloren hatte, mochte der Coach nicht eingestehen.

Während sich die Verantwortlichen beharrlich an der fast fehlerfreien Leistung von Schiedsrichter Stieler abarbeiteten, war ein 96-Profi einsichtiger: „Auch wenn uns das alles aufregt – wir müssen damit professioneller umgehen“, sagte der Däne Leon Andreasen nach 90 disziplinlosen Minuten von Hannover 96.CHRISTIAN OTTO