: Sensibel, aber selbstreinigend
Die Haut eines Babys ist fünfmal dünner als Erwachsenenhaut. Bis zur Pubertät haben Kinder grundsätzlich eine andere Pflege nötig. Weniger ist in den meisten Fällen mehr, denn die Kinderhaut hat von Natur aus ein gesundes Gleichgewicht
VON SOPHIE DIESSELHORST
Kinderhaut ist von Natur aus weich und glatt. Doch genauso wie strapazierte Erwachsenenhaut bedarf sie besonderer Pflege: „Die Haut eines Babys ist fünfmal dünner als Erwachsenenhaut. Bei einem neu geborenen Baby ist der pH-Wert der Haut fast neutral. Ein Neugeborenes ist häufig von einer weißen cremigen Schicht bedeckt, die man Käseschmiere nennt. Diese Schicht schützt und versorgt die Haut des Babys im Bauch der Mutter“, erklärt Hebamme Birgit Laue. Wenn sich die Käseschmiere nach der Geburt verliere, müsse man darauf achten, Hautpflegemittel mit dem richtigen pH-Wert zu verwenden. Sonst werde die Bildung des Säureschutzmantels gestört, die Haut gerate aus dem Gleichgewicht.
„Der Säureschutzmantel und die Hornschicht, die die Haut gegen äußere Einflüsse schützen, sind erst bei einem zwölfjährigen Kind voll ausgebildet“, sagt Silke Fliess vom Naturkosmetikunternehmen Logona. „Deshalb muss man bei Kindern wie bei Babys bei der Auswahl der Pflegemittel auf die Empfindlichkeit der Haut Rücksicht nehmen.“
Zwei hervorragend geeignete Wirkstoffe für empfindliche Baby- und Kinderhaut seien Calendula und Kamille. „Im Gegensatz zu mineralischen, biologisch kaum verwandelbaren Ölen wie Vaseline oder Paraffinöl werden Pflanzenöle gut von der Haut aufgenommen und können eine Beziehung mit dem lebenden Organismus eingehen sowie den Aufbau einer schützenden Wärmehülle um den Körper fördern“, führt Birgit Laue aus.
Kamille wirkt wundheilend und ist demnach bei Säuglingen vor allem für den Windelbereich geeignet, wo sich die Haut am ehesten entzündet. Die Calendula, im Volksmund Ringelblume, wächst bis zu 50 Zentimeter hoch und hat einen aufrechten, oft reich verzweigten Stängel. Ihre Blüten leuchten orange- bis rotgelbfarben, ihre Blätter sind filzig und behaart. Aufgrund ihrer schönen Farbe findet man sie in vielen heimischen Gärten auch als Zierpflanze.
Sie sieht aber nicht nur gut aus, sondern sie tut auch gut: Als „eine der vielseitigsten und wirksamsten Heilpflanzen, wenn es um die natürliche Gesundheit der Haut geht“, bezeichnet sie Sonja Dambach von Weleda. Aufgrund ihres hohen Gehalts an wirksamen Inhaltsstoffen wie zum Beispiel den Carotinoiden sei sie besonders wertvoll für die Widerstandsfähigkeit der Haut. Gleichzeitig helfe sie ihr bei der Regeneration und fördere eine gesunde Entwicklung.
„Wichtig ist, dass Pflegeprodukte nicht ständig gewechselt werden“, sagt Birgit Laue. Denn durch die vielen unterschiedlichen Substanzen, mit denen die noch unreife Haut dann in Berührung komme, entstünden schnell Hautirritationen oder sogar Allergien. Dr.-Hauschka-Naturkosmetikerin Ute Iglisch warnt davor, Kinderhaut zu überpflegen: „Kinderhaut hat von Natur aus ein sehr gesundes Gleichgewicht.“ Nur wenn die junge Haut durch Krankheit, Medikamente oder einseitige Ernährung aus der Balance gebracht sei, sei besondere Pflege nötig. „Wenn alles in Ordnung ist, sollte man Kinderhaut am besten in Ruhe lassen.“ Bei Säuglingen müsse man nur die angegriffene Haut im Windelbereich cremen. „Säuglinge sollten in den ersten zwei bis drei Wochen noch nicht einmal gebadet werden“, rät Iglisch. Auch bei Kinderhaut solle man vorsichtig mit Seife und Wasser sein. „Bevor die Haut in der Pubertät umkippt, riecht sie von Natur aus wunderbar sauber. Häufiges Waschen ist da gar nicht nötig“, so Iglisch.
Nur unter extremen Wetterbedingungen empfehle sie eine regelmäßige Hautpflege. „Im Sommer sollte man vor allem die Gesichtshaut vor Austrocknung schützen. Sonnencremes mit Mineralpigmenten sind dafür geeignet.“ Um die Haut im Winter vor Auskühlung zu bewahren, eigne sich eine mit Wachs angereicherte Creme.
Das Naturkosmetikunternehmen Martina Gebhardt wirbt damit, dass seine Baby- und Kinderpflegeprodukte auch bei Neurodermitis, Psoriasis und zu Allergien neigender Haut empfehlenswert sind, nicht nur bei Kinderhaut. „Da Krankheiten wie Neurodermitis und auch Allergien in den letzten Jahren immer häufiger auftreten, werden verträgliche Hautpflegeprodukte immer populärer“, sagt Sonja Dambach von Weleda. Auch Weledas Kinder- und Babyserie, die ausschließlich auf Ringelblumenextrakt basiert, sei für Neurodermitiker geeignet.
Für normale erwachsene Haut ist aber eine andere Pflege nötig: „Mit dem Beginn der Pubertät verändert sich unsere Haut grundlegend. Das merkt man an der Geruchsbildung beim Schwitzen und weil sich auf einmal Pickel bilden“, erklärt Iglisch.