: Ein einsames Sternchen
DLV wagt es nicht, verdächtige Rekorde gegen den Willen der Athleten zu löschen
DARMSTADT dpa ■ Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat aus juristischen Gründen im Umgang mit Rekorden unter Doping-Einfluss von einer radikalen Zäsur abgesehen. Entsprochen hat der Verbandstag des DLV dem Antrag der früheren Sprinterin Ines Geipel, ihren Namen aus der Rekordliste zu löschen. Eine rückwirkende individuelle Aberkennung aller nachweislich mit Doping-Unterstützung aufgestellter Bestmarken gegen den Willen der Athleten erwies sich als rechtlich nicht möglich. „Ein Schwerthieb, mit dem der gordische Knoten durchgeschlagen werden kann, war es nicht“, meinte DLV-Präsident Clemens Prokop.
Die ehemalige DDR-Athletin Geipel hatte 1984 mit einer Staffel des SC Motor Jena den noch gültigen Vereinsweltrekord über 4 x 100 Meter in 42,20 Sekunden aufgestellt. Wie Gerichte bestätigten, ist der Rekord Ergebnis von Zwangsdoping und damit Sportbetrug gewesen. Geipel nahm die DLV-Entscheidung zwiespältig auf. „Ich persönlich bin zufrieden, dass mein Name gestrichen wurde. Doch insgesamt hat man die Chance vertan, sich von der Doping-Hypothek des DDR-Sports zu befreien“, sagte sie. Prokop äußerte den frommen Wunsch, dass nun „alle Athleten, die Rekorde mit Doping-Hilfe erzielt haben, ebenfalls solche Anträge stellen.“ Künftig wird ein Sternchen darauf hinweisen, dass die fehlende Athletin gestrichen werden wollte.