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Archiv-Artikel

„Ein wichtiger Schritt“

PODIUM „Bremen braucht alle Köpfe“: Fachgespräch und Diskussion zur Einwanderungspolitik

Elombo Bolayela

■ 48, sitzt seit 2011 für die SPD in der Bremischen Bürgerschaft. Er kam 1992 als Asylbewerber nach Deutschland.

taz: Herr Bolayela, ist Deutschland endlich eine Einwanderungsgesellschaft?

Elombo Bolayela: Schon längst. Aber leider hat die Politik das erst sehr spät erkannt. Das Potenzial etwa, das mit internationalen Studierenden nach Bremen kommt, darf man nicht weiter ignorieren. Das sind sehr, sehr viele kluge Leute aus aller Welt, die hierher kommen. Ich sage immer: Wir haben keinen Fachkräftemangel, wir haben ungenutzte Ressourcen.

Ist das ein Bereich, in dem sich Bremen noch verbessern muss?

Ja. Die Initiative „Bremen braucht alle Köpfe“ ist ein wichtiger Schritt: Zum Beispiel gibt es seit kurzem ein Informationsangebot des Bremer Senats für international Studierende im Land Bremen. Hierzu gibt es Informationen im Career Center der Uni in Form eines Flyers oder im Internet. Wir möchten die internationalen Studenten dazu ermuntern, nach dem Studium hier zu bleiben. Andere wollen gar nicht bleiben, aber diese Leute sind nach ihrer Rückkehr wichtige Botschafter für Bremen, sie schaffen Netzwerke, auch für die Wirtschaft. Die Politik kann das aber alleine nicht bewältigen, sondern hier sind auch die Unternehmen gefragt. Das Angebot für Praktikumsplätze zum Beispiel muss verbessert werden.

Sie selbst sind vor gut 20 Jahren nach Deutschland gekommen.

Seitdem hat sich sehr viel verbessert, besonders in Bremen. Ich bin in Bremen zu Hause, und das ist auch gut so. Die Chancen, die ich heute habe, wünsche ich jedem.

Ein von Ihrer Partei, der SPD, geführter Senat in Hamburg steht gerade für seinen harten Umgang mit Flüchtlingen aus Lampedusa in der Kritik ...

Ich kann nicht für die Genossen in Hamburg sprechen, aber nach allem, was ich von der Situation dort weiß, bin ich damit nicht einverstanden. Es ist schade, dass Deutschland sich in Afrika nicht stärker engagiert. Meistens spielt Europa dort nach China und den USA nur die zweite oder dritte Rolle. Dabei ist Afrika ein riesiger Markt mit einer Milliarde Menschen.INTERVIEW: DIERCK WITTENBERG

„Deutschland, endlich ein Einwanderungsgesellschaft?“ Diskussion und Fachgespräch, 19 Uhr, Festsaal im Haus der Bürgerschaft