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Archiv-Artikel

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Heute Abend wird in der Baiz (Christinenstraße 2, 20 Uhr) das Buch „Vom U-Boot auf die Kanzel“ von Martin Niemöller vorgestellt. Karsten Krampitz erzählt die Geschichte Niemöllers, der während des Kapp-Putsches im Jahr 1920 Kommandeur eines rechten Freikorps war, dann zu Gott fand, Priester wurde und neben Dietrich Bonhoeffer heute als Symbolfigur der Bekennenden Kirche gilt. Doch nach seiner Befreiung aus dem KZ Dachau verblüffte „Hitlers persönlicher Gefangener“ mit dem ohne Scham vorgetragenen Bekenntnis, er habe sich im September 1939 erfolglos aus dem Konzentrationslager zum Kriegseinsatz gegen Polen gemeldet – er sei eben Patriot gewesen und kein Pazifist. Krampitz stellt Niemöllers Buch von 1934 vor und erklärt den Kontext, in dem dieses nationalistische Machwerk des Hitlergegners Niemöller entstand.

Am Samstagmittag wird auf dem Platz der Luftbrücke vor dem LKA (12 Uhr) demonstriert, das Bündnis gegen Rassismus protestiert zwei Jahre nach der „Selbstenttarnung des NSU“ gegen rassistische Denkmuster in der Polizei und einen durch staatlich finanzierte V-Männer und -Frauen begleiteten Terrorismus. Die Aktivitäten der V-Leute sind ja bis heute nicht aufgeklärt.

Am Montag wird in der Zielona Gora (Grünthalerstraße 73, 20 Uhr) an 90 Jahre Hamburger Aufstand und Hitlerputsch erinnert. Bernd Langer berichtet von dem vergeblichen Aufstand Hamburger KPD-Gruppen (der die bolschewistische Revolution in Deutschland herbeiführen sollte) und von den sich gleichzeitig in Bayern für einen Putsch sammelnden rechten Truppen um Ludendorff und Hitler. Diese letztere Sammelbewegung führte bekanntlich zum Putschversuch Hitlers in München am 8. und 9. November. Gab es Parallelen zwischen beiden Aufstandsversuchen? War die Zeit für den Umsturz gekommen? War die Verschwörung Hitlers und Ludendorffs eine Antwort auf Hamburg? Die unterschiedliche Beurteilung der Vorgänge durch die damaligen Zeitgenoss_innen jedenfalls ist erschreckend!

Am Dienstag schließlich versucht sich die Gruppe Jimmy Boyle in der Erreichbar (Reichenberger Straße 63, 19 Uhr) an einer Kritik der Hirnforschung. Was soll die Hirnforschung bringen, wem nützt sie und bedient sich nicht letztendlich ein mechanistisches Bild vom Menschen (und hilft dabei Eugenikern wie Sarrazin, die Menschheit in Elite und Beherrschte zu teilen)? Diesen Fragen gehen die Diskutant_innen nach, fragen sich aber auch, warum die Hirnforschung auch außerhalb der Eliten so ungemein populär ist.

■ Siehe auch: Bewegung SEITE 3