Architektur-Olympiade
: Zwang zur Selbstausbeutung

80 Architekturbüros dürfen sich ein halbes Jahr lang Gedanken machen, wie Hamburg gewisse städtebauliche Aufgaben meistern könnte – und zwar so, dass der Senat damit renommieren gehen kann. Dafür soll es eine Aufwandsentschädigung von etwa 5.000 Euro geben – ein recht bescheidenes Salär für eine tendenziell ausufernde Arbeit.

Kommentarvon Gernot Knödler

Der Senat und die Sponsoren der Architektur-Olympiade nutzen die schlechte Auftragslage der Architekturbüros aus, um billig an Ideen zu kommen. Die Teilnahme zu verweigern, kann sich kein Büro leisten. Bei der langen Dauer des Wettbewerbs werden sie allen ihren – phasenweise unbeschäftigten – Grips in die Olympiade stecken. Schließlich sind sie darauf angewiesen, ihre Kreativität und Expertise öffentlich vorzuführen.

Im Gegensatz zu früheren Workshops, etwa zum Sprung über die Elbe, arbeiten sie nicht mit anderen Büros zusammen. Jeder prökelt alleine vor sich hin. Sie können sich nicht gegenseitig befruchten und nicht voneinander lernen. Es bleibt ihnen nur die vage Hoffnung, dass sie mit ihren Vorschlägen zusätzliche Projekte anschieben und so neue Aufträge erzeugen. Ob sie selbst diese Projekte bearbeiten dürfen, ist offen. Das ist beschämend dünn. Auch wer einen kreativen Beruf ausübt und die Stadt gestalten darf, hat das Recht, entlohnt zu werden.