: Die Zahlen geben ihm recht
GUARDIOLA LOBT HERTHA
Für Hertha-Fans war es ein Spruch, den sie sich gut über den Badezimmerspiegel oder in den Flur pinnen könnten: „Es war die beste Mannschaft überhaupt, gegen die wir gespielt haben“, sagte Pep Guardiola. Am vergangenen Samstag hatte seine Mannschaft, Bayern München, Herrscher aller fußballerischen Klassen, die Mannschaft aus Berlin, in der Vorsaison noch beim Zweitligisten Sandhausen zu Gast, gerade so mit 3:2 niedergerungen.
Am Ende aber geht es beim Fußball doch um nackte Zahlen. Und die anzusehen lohnt sich – auch sie sprechen zunächst einmal für die Hertha. Fünfzehn Punkte etwa sind mehr als solide nach zehn Spieltagen. Und wenn man am Samstag den Erzfeind Schalke (der in dieser Stadt nur Gelsenkirchen heißt) besiegen sollte, kann man es sich mit 18 Punkten auf den Europa-League- oder Champions-League-Quali-Plätzen bequem machen.
Weitere interessante Zahlen: Neben Platz fünf in der Tabelle ist man derzeit in der Zuschauertabelle auf Platz vier – Hertha als Publikumsmagnet. Im Schnitt strömten bisher 53.541 Fans ins Olympiastadion. Ein Zuschauerrekord ist in dieser Saison drin, der bisherige datiert aus der Saison 2011/12 – da kamen 53.448 pro Spiel.
Die Zahl von schon 22 eingesetzten Spielern zeigt die Breite des Kaders und weist darauf hin, dass Coach Jos Luhukay Systemfußball spielt, den seine Mitarbeiter verinnerlicht haben – wie die ausführenden Akteure heißen, scheint zweitrangig. Und dann die Distanzen, die die Hertha-Spieler so in 90 Minuten zurücklegen: 121,2 Kilometer sind sie gegen Bayern gerannt – Luhukay setzt ähnlich wie Dortmunds Klopp auf ein laufintensives Spiel, auf ein stetiges Verengen der Räume. Das Kollektiv siegt. Mit einem Kader, dessen Marktwert unter den letzten Fünf der Bundesliga rangiert, bringt Luhukay die Hertha unter die ersten Fünf.
Also hat Guardiola recht? Europa, zieh dich warm an, Hertha kommt? Gemach. Es gibt noch andere Zahlen: fünf Zähler Vorsprung auf Rang 15, acht auf den Relegationsrang. Die Zweiklassengesellschaft Bundesliga macht zwischen Rang vier und achtzehn vieles möglich. Und wenn sich die jüngste Bilanz gegen Schalke (acht Niederlagen, ein Unentschieden) fortsetzt, ist Hertha nur noch oberes Mittelmaß. Zwar spricht derzeit viel für eine gute Saison der Hertha, die Zahlen und Guardiola aber bleiben nur Herthas Fürsprecher, wenn das Team so diszipliniert bleibt wie bisher. JENS UTHOFF