Barockzeitalter schon zu Ende

THEATER Die letzte Spielzeit von Intendant Hans-Joachim Frey am Goetheplatz endet ausgesprochen flexibel: Drei Premieren fallen aus, auch die Barockoper. Dafür gibt es eine Komödie

Die Barockoper hatte als ein positiver Impuls der Ära Frey gegolten

Das nahende Ende der Intendanz von Hans-Joachim Frey spiegelt sich im Bröckeln des aktuellen Spielplans. Die ursprünglich für vergangenen Samstag angesetzte Premiere einer Barock-Oper ist ersatzlos gestrichen worden. Auch die beiden letzten Produktionen der Schauspiel-Sparte, die im aktuellen Spielzeitheft angekündigt sind, fallen weg oder werden verschoben.

Aus Sicht der Theater-Pressestelle ist Bewegung im Spielplan nichts Außergewöhnliches, auch wenn er längst gedruckt vorliegt und großflächig verteilt wurde. Das letzte Spielzeitheft der Ära Frey weist allerdings besonders viele verschobene Premierentermine auf – was das Problem der weitgehend falschen Seitenverweise zum Teil wieder neutralisiert. Offenbar ging es bei Erstellung des opulent aufgemachten Heftes vorrangig darum, es rechtzeitig zur Internationalen Tourismusbörse vorzulegen.

Die aktuellen Programmänderungen haben allerdings komplexere Ursachen. Shakespeares „Was Ihr wollt“, eine relativ aufwändige Produktion mit Eigentlich-Premiere am 3. Juni, wurde im Rahmen der Theater-Konsolidierung auf die nächste Spielzeit verschoben. Der finanziellen Schieflage des Hauses will man damit auf doppelte Art gerecht werden: Neben der Kostenverschiebung soll Platz für eine Kracher-Komödie entstehen, die in letzter Minute die Besucherzahlen für 2009/2010 aufbessert. Dieser Versuch läuft ab dem 29. Mai mit „Eine Komödie im Dunklen“. Mit Nis-Momme Stockmanns „Das blaue blaue Meer“ im Brauhauskeller wird immerhin auch ein sozial orientiertes Stadtrand-Stück kurzfristig in den Spielplan eingeflochten.

Durch die neue Komödie allerdings geriet Taboris „Mein Kampf“, das im April Premiere haben sollte, ins Spielplan-Karussell: Der hierfür vorgesehene Regisseur war derselbe, der auf die Komödie umsattelte. Positiv betrachtet: Das neue Führungsquintett am Goetheplatz „erbt“ vom scheidenden Intendanten zwei Produktionen, das Publikum hat was zu lachen und den Ausfall der Barockoper hat ohnehin niemand mitbekommen – dem Theater war er nicht einmal eine Pressemitteilung wert.

Dabei kann die Einführung einer festen Barockoper pro Spielzeit als ein positiver Impuls der Ära Frey gelten. Umso mehr, als seine Nachfolger, zumindest in ihrer derzeitigen Planung, auf das immer noch unterschätzte Genre wieder verzichten. Für den aktuellen Ausfall werden „dispositionelle Gründe“ angegeben – die offenbar auch das Finden eines Termins in der kommenden Spielzeit verhinderten.

Mit Francesco Cavallis „La Didone“ von hatte es zuletzt eine sehr überzeugende – und gar nicht teure – Kooperation mit der Hochschule für Künste gegeben. Die ist nach Angaben ihres Sprechers Klaus Schloesser auch weiterhin an derartigen Projekten interessiert. HENNING BLEYL