: Sinkflug Richtung Abstiegszone
3. LIGA Die 0:1-Niederlage gegen Heidenheim macht Holstein Kiels Trainer Karsten Neitzel nervös
Was hatten sie nicht alles versucht, um das so ersehnte Erfolgserlebnis zu erzwingen? Vergangenen Montag, als das Orkantief „Christian“ auch in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel reihenweise Bäume entwurzelte und Ziegel von den Dächern blies, hieß es beim Fußball-Drittligaklub Holstein Kiel: business as usual. Die angesetzte Trainingseinheit wurde pflichtgemäß absolviert. „Kurioserweise ging das mit dem Trainieren ganz gut. Durch den Sturm hat sich das Flachpassspiel schon von allein ergeben“, sagte KSV-Trainer Karsten Neitzel mit einem Augenzwinkern.
Am Samstag war es um den Humor des sächsischen Übungsleiters der Kieler „Störche“ nicht mehr ganz so gut bestellt. Eben hatte seine Mannschaft mit 0:1 gegen den 1. FC Heidenheim verloren und Neitzel trieb die Angst vor Pauschal-Urteilen um. Jede Form der dezentesten Kritik verstand er so, als sollte sein Team in eine Schublade gesteckt werden. Da fehle doch einigen Beobachtern der „intelligente Blick auf das Spielfeld“, beschied der 45-jährige Fußballlehrer als es etwa um die Ausführung von Freistößen ging. Er sparte dabei auch eine Gruppe an Zuschauern im Kieler Holsteinstadion nicht aus.
Holstein Kiel wurde am Samstag vor 4.991 Zuschauern trotz einer über weite Strecken guten Leistung nicht mit einem Punktgewinn belohnt. Am Ende gewann Heidenheim mit 1:0 (0:0). Der Treffer von Smail Morabit (57.) entschied die Partie.
Eine Niederlage gegen eine Mannschaft, die aller Voraussicht nach den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen wird, ist natürlich keine Schande, zumal die „Störche“ in der ersten Halbzeit richtig gut spielten und sogar das bessere Team waren. Allerdings spricht der Trend gegen die Norddeutschen: Vom so starken Start in die Saison ist bloß die Erinnerung geblieben. Mit 18 Punkten reicht es derzeit nur noch für Tabellenplatz 14. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang, den die Stuttgarter Kickers belegen, beträgt lediglich fünf Zähler.
Noch schlimmer sieht die Zwischenbilanz der vergangenen neun Partien aus: Aus diesen haben die Kieler ganze vier Punkte geholt – keine andere Mannschaft der Liga kam auf einen schwächeren Wert. Nach 15 von 38 Spieltagen befinden sich die „Störche“ im Landeanflug auf die Abstiegszone.
Neitzel weiß natürlich, dass ihn diese Werte in Bedrängnis bringen können. Aus dem Grund versucht er, Kritik vom Team fernzuhalten. Es könne nicht sein, dass die Zuschauer zu maulen anfangen, wenn bei einem eigenen Freistoß der Ball quer gespielt werde, monierte Neitzel.
Gleichwohl fehlte den Kielern in der zweiten Halbzeit bei allem Engagement die Dynamik und die Kreativität, um der Heidenheimer Defensive beizukommen. Es reichte nur für eine Chance durch Fiete Sykora (77.). Und das ist in einem Heimspiel beim Stand von 0:1 doch etwas dünn.
Der Druck verschärft sich auf den Aufsteiger – und damit auch auf Trainer Karsten Neitzel. An den beiden nächsten Spieltagen geht es gegen direkte Konkurrenten aus dem Tabellenkeller. Zunächst steht die Partie in Regensburg an, und am 23. November gastiert der Chemnitzer FC in Kiel. CHRISTIAN GÖRTZEN