Natur soll ungestört verwildern dürfen

ÖKOLOGIE Wildnis-Konferenz in Potsdam fordert mehr Akzeptanz für unberührte Landschaften

Natur pur in selten gewordener Wildnis: Auch in Deutschland soll es ab 2020 wieder Paradiese ohne menschliche Eingriffe geben. 2 Prozent der Fläche – etwa zweieinhalbmal so groß wie das Saarland – seien dafür vorgesehen, sagte Hans-Joachim Mader, Ratsvorsitzender der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg, am Montag in Potsdam. Auf einer Konferenz zum zehnten Jahrestag der Stiftungsgründung wurde die Umsetzung des 2007 vom Bundeskabinett beschlossenen Zieles erörtert.

In Brandenburg stünden etwa 20.000 Hektar unter Schutz, sagte Umweltministerin Anita Tack (Linke). Auf ehemaligen Truppenübungsplätzen entstanden einzigartige, schützenswerte Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen. Insgesamt soll es laut Tack bis 2020 rund 60.000 Hektar Wildnis in Brandenburg geben. Zur möglichen Zukunft des ehemaligen Truppenübungsplatzes in der Kyritz-Ruppiner Heide („Bombodrom“) als Wildnis sagte sie: „Dieses Ansinnen gibt es nicht.“

Man müsse lernen, die Natur zu akzeptieren, sagte Mader. „Dazu kann auch ein kleinerer Brand oder der Borkenkäfer gehören.“ Die Stiftung zeichnet für etwa 12.000 Hektar unzerschnittener Gebiete verantwortlich: 7.100 Hektar zwischen Luckenwalde und Jüterbog, 3.150 Hektar bei Liebrose oder auch 650 Hektar in der Uckermark. Begehrlichkeiten, die Flächen auch für Solarparks zu nutzen, wies der Ratsvorsitzende zurück: Dann wäre die Wildnis nicht mehr Wildnis.

Beate Jessel, die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, berichtete, dass jedes Jahr bundesweit rund 51 Millionen Besucher die Pflanzen- und Tierwelt der Nationalparks kennenlernten. Allerdings gebe es in Deutschland kaum Wälder, die älter als 140 Jahre seien.

Auf der Konferenz wurde eine Wildnis-Resolution verabschiedet. Das Bewusstsein müsse geschärft werden, heißt es darin. Gefordert wird unter anderem, Wildnis als Leitbild in das Bundesnaturschutz- und in die Landesgesetze aufzunehmen. (dpa)