Mütter, tut euch das nicht an

Der Wert des ZDF für die Menschen in Deutschland – ein explorativer Selbstversuch: Carmen Nebel, zum Beispiel

Die Fotografen meckern. Den nächsten Termin im Nacken – da kann die Dame, bitteschön, auch pünktlich sein, wenn sie zum Pressetermin bittet.

Carmen Nebel erscheint endlich, frisiert und geschminkt, und posiert in der Leuchtdeko ihrer Volksmusikshow am kommenden Samstag. Große Aufregung: Carmen Nebel zum ersten Mal in der Hauptstadt. Olli und Tim vom Deutschen Showballett, in Lederhosen und bis zu den Knien wollbestrumpft, nehmen Frau Nebel etwas steif in ihre Mitte. Die Fotografen kloppen sich fast und rufen „Carmen! Schön!“ Da lächelt sie, wohltemperiert mit gleich bleibendem Blick und dreht sich ein wenig nach links. „Ja! Das ist es!“

Jetzt ein paar Fragen, aber bitte schnell, denn Frau Nebel hat noch Stellprobe. „Willkommen bei Carmen Nebel“ heißt das Format, das zuletzt eine Einschaltquote von 6,32 Millionen hatte und seiner Moderatorin die Goldene Kamera einbrachte.

Die Journalistin von der Super-Illu stürmt auf die „Grande Dame der ZDF-Abendunterhaltung“ (Pressetext) zu, und beide versichern sich, wie gut sie heute aussehen, so frisch und überhaupt …

Auch aus der Nähe lässt sich kein Makel entdecken an dieser Frau. Ist sie echt? Diesen Sommer wird sie 50. Gerade Haltung, feingliedrig im cremefarbenen Hosenanzug, cremefarbenes Lächeln und mit glatt formulierten Sätze. Werbefernsehtauglich. Ja, sie freue sich über ihre erste Sendung in Berlin. Ja, es werde wieder ganz besondere Gäste und Überraschungen geben.

Carmen Nebel ist in der DDR groß geworden – ohne Muttertag. „Das ist ein Tag, den ich nicht so unbedingt bräuchte.“ Trotzdem: In der Sendung, in der auch Roger Witthaker und Al Martino auftreten, ist alles auf Mutters Glück ausgerichtet.

Und deshalb seien die Mütter der „Stars“ auch dabei, knarzt Nebels Manager, dessen Gesichtsfarbe braun sein soll, aber leicht ins Orangene spielt. Ob die denn alle noch leben würden? „Sie kennen sich nicht aus!“, rügt er, zu Recht. Denn der jüngste Star ist 13 und heißt Marcel, und seine Mama darf vor der Bühne im Café Mama Platz nehmen. Da wird sie von Mutter Beimer und zwei Kellnern der Berliner Nobel-Schnitzel-Schmiede Borchardt bedient.

Carmen Nebel kündigt derweil den Clou der Sendung an und hat mächtig Spaß an ihrer Pointe: „Verona Pooth erwartet ein Kind – aber nicht ihr eigenes.“ Es soll eine Live-Schalte ins Krankenhaus geben. Und wenn ein Kind während der Sendung geboren wird, will es Frau Pooth mit aufgeregter Quäkstimme in der Welt begrüßen und für immer traumatisieren.

Liebe werdende Mütter Berlins, Beine zusammen und haltet durch – der Sonntag kommt bestimmt! KIRSTEN REINHARDT