Kommentar : Die Susanne Osthoff des Pop
Nina Hagen wird in der kommenden Pro7-Castingshow „Popstars“ mit in der Jury sitzen. Warum nur?
Oder, um es mit Nina-Stimme zu schmettern: „Warrrrrrrrrrrrrrum?“ Willst du uns das antun?
Du darfst doch alles. Ist okay, wir haben Verständnis. Du darfst mit vibrierenden Stimmbändern gurgeln, mit den Augen rollen, bis sie fast rausfallen, und mit herausgestreckter Zunge in die Gegend schielen. Du darfst auf Thüringisch „Zwischen Erfurt und Gäro – das Schicksal spielte Lähro“ singen und dich von den Beginnern in einen Hiphop-Song sampeln lassen. Du durftest von uns aus gerne im österreichischen Fernsehen mit dem Vibrator spielen und ein siebzehnjähriges Jüngelchen ehelichen. Wir haben dann auch verstanden, dass du lieber in einem indischen Ashram abhängen wolltest und kosmische Energien auftanken. Du wolltest in Amerika leben, da waren wir schon ein wenig traurig, aber du sagtest, du seist Berlinerin und würdest das immer bleiben. Das haben wir akzeptiert.
Nina, du hast uns überrascht, manchmal überfordert und verwundert – aber du warst doch immer Nina und damit du selbst. Hast dich nicht instrumentalisieren lassen, für irgendwas oder irgendwen.
Mal ehrlich, willst du wirklich gemeinsam mit Detlev D! Soost an einem Tisch sitzen? Auf dem Bildschirm erscheinen, wenn man Pro7 anwählt? In einem Format, das keine Sau mehr interessiert und Instant-„Stars“ von einer Sorte ausspuckt, von der du nie einer warst?
Willst du jungen Mädchen mit „außergewöhnlicher Stimme, Tanztalent und dem absoluten Willen, eine Karriere im Musikbusiness zu starten“ die „Daumen hoch/Daumen runter“-Kaiserin mimen?
Nina, ist Punk neuerdings für dich neuerdings: mit dem Establishment gehen, um Erwartungen zu brechen?
Oder brauchst du einfach Kohle? Ist es das? Ich hab auf jeden Fall ’nen Euro über für dich.KIRSTEN REINHARDT