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Archiv-Artikel

Terror aus gutem Hause

Die Londoner Attentäter vom 7. Juli 2005 kamen aus dem kleinbürgerlichen Milieu von Leeds

Der Vater des Attentäters: Shehzad Tanweer war stolz darauf, Brite zu sein

DUBLIN taz ■ Die Nachricht, dass die vier Selbstmordattentäter, die am 7. Juli vorigen Jahres in London drei U-Bahnen und einen Bus in die Luft gesprengt hatten, aus dem nordenglischen Leeds stammten, löste in Großbritannien Fassungslosigkeit aus. In Leeds gehören nur acht Prozent der Bevölkerung ethnischen Minderheiten an, im benachbarten Bradford sind es fast dreimal so viele.

Der 22-jährige Shehzad Tanweer kam aus einer wohlhabenden Familie. Die Eltern, Mohammed Mumtaz und seine Frau Parveen, siedelten vor 30 Jahren aus dem pakistanischen Faisalabad nach England um. Mumtaz arbeitete zunächst bei der Polizei, bis er einen Imbissladen aufmachte. Die sechsköpfige Familie lebte in einem komfortablen Haus im Stadtteil Beeston. Tanweer studierte Sport und spielte in seiner Freizeit Cricket. Er war religiös und verbrachte einige Monate in Pakistan, wo er Arabisch lernte und den Koran studierte, aber er habe sich nie für Politik interessiert, sagten seine Bekannten. Er sei stolz darauf gewesen, Brite zu sein. Am 7. Juli 2005 sprengte er die U-Bahn in Aldgate in die Luft.

Sein Freund, der 19-jährige Hasib Hussain, war in seiner Nachbarschaft ebenfalls sehr beliebt. 2003 entwickelte er ein starkes Interesse am Islam und pilgerte nach Mekka. Seine Familie sah aber keine Anzeichen dafür, dass er zu einem radikalen Muslim geworden war. Der dritte Attentäter, Germaine Lindsay, stammte aus Jamaika. Er soll Verbindungen zu einer Terrorzelle in New Jersey gehabt und auf einer Verdächtigenliste der USA gestanden haben, war in Großbritannien aber nie aufgefallen.

Der vierte Attentäter, der 30-jährige Mohammed Sidique Khan, soll der Anführer der vier Bombenleger gewesen sein. Er war verheiratet und hatte ein acht Monate altes Baby. Khan hatte als Hilfslehrer an einer Grundschule gearbeitet und soll 2004 an einer Al-Qaida-Konferenz in der pakistanischen Provinz Wasiristan teilgenommen haben. Er ist damals auch vom britischen Geheimdienst überprüft worden. Der ist jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass von Khan keine Bedrohung ausgehe. Am 7. Juli 2005 zündete er eine Bombe in der Nähe des Bahnhofs Edgware Road.RALF SOTSCHECK