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Archiv-Artikel

Flucht vor der Armut

WANDERARBEIT Eine Ausstellung im Museum der Arbeit widmet sich dem globalen Phänomen der Arbeitsmigration

Von MATT

Zerrissen sind viele Familien in der Republik Moldawien. Viele Eltern haben ihre Kinder im ärmsten Land Europas zurückgelassen, um im Ausland nicht selten illegalisiert und unter großen Mühen zu arbeiten und Geld zu verdienen. Vier Jahre lang hat die Fotografin Andrea Diefenbach Familien von moldawischen ArbeitsmigrantInnen begleitet, zeigt die Fortgezogenen und Zurückgebliebenen und dokumentiert die schmerzhafte Distanz zwischen den getrennten Welten.

Zu sehen ist Diefenbachs Arbeit „Land ohne Eltern“ nun in der Ausstellung „Wanderarbeiter. Fotografien einer neuen Arbeiterklasse“ im Museum der Arbeit. Bis Anfang März sind dort die Arbeiten von neun Fotografen zu unterschiedlichen Formen der Wanderarbeit zu sehen.

Vor allem in China ist die „neue Arbeiterklasse“ nicht zu übersehen. Rund 250 Millionen Menschen, meist Bauern aus randständigen Provinzen, arbeiten dort ohne Arbeitsvertrag und Gesundheitsversorgung zumeist im Baugewerbe, leben in verwahrlosten Unterkünften und werden inadäquat, unregelmäßig oder gar nicht bezahlt. Ihre Situation hat Wolfgang Müller von 2005 bis 2011 in seiner Serie „Mingong“ – das chinesische Wort für Wanderarbeiter – festgehalten.

Der Großteil der ausgestellten Bilder aber widmet sich der Situation von Wanderarbeitern in Deutschland. Hans Rudolf Uthoff hat bereits 1964 türkische Arbeiter im Ruhrgebiet zum Thema seiner Serie „Zugreise Istanbul–Hamburg“ gemacht, Henning Christoph hat die „Türken im Ruhrgebiet“ zwischen 1977 und 1984 fotografiert, zwanzig Jahre später hat Brigitte Kraemer „Migranten im Ruhrgebiet“ porträtiert. Mauricio Bustamantes Serie „Wanderer zwischen den Welten“ wiederum zeigt rumänische und bulgarische Arbeiter in Hamburg, Ingar Krauss schließlich widmet sich osteuropäischen Spargelstechern in Brandenburg.

Begleitend setzt sich ein Rahmenprogramm in einer Reihe von Vorträgen mit dem Thema auseinander.  MATT

■ Fr, 15. November bis 2. März 2014, Museum der Arbeit