ALTER MEISTER : Sehet das Vögelchen
Kapitalismus ist nicht selten L’art pour l’art. Niemand hat das wohl bündiger ins Bild gesetzt als Carl Barks, der Erfinder von Donald Duck. Wenn dessen Onkel Dagobert den Tresor betritt, blinken die Dollarzeichen in seinen Augen. Er sonnt sich im Glanz der Münzen, liebt es im Geld zu schwimmen und riecht an den Scheinen wie an Blüten. Und nichts ist ihm lästiger als damit seinen Neffen aushalten zu müssen.
Der Dollar und das Auge haben eine enge Verbindung. Auf jedem Greenback ist eines dargestellt, umgeben von einer Pyramide. Es ist das Symbol eines allsehenden Auges, dass amerikanischen Gründerväter nach 1776 auch in das Staatswappen aufnahmen. Es hat kirchliche Ursprünge, wird aber auch mit den Freimaurern und den Illuminaten in Verbindung gebracht, warum es immer gern als Beleg für allerhand Verschwörungstheorien dient. Es ist wohl nicht falsch, dass Barks im Gegensatz dazu vor allem zeigen wollte, was den Blick in die Zukunft blenden kann.
Dass eine Nachrichtenagentur ihren Kunden eine Illustration als Foto anbietet, kommt nur selten vor. Aber in dieser Woche lag das Motiv auf der Hand.
Am Mittwoch ging der Kurznachrichtendienst Twitter an die Börse. Und obwohl das Social-Media-Unternehmen noch nie schwarze Zahlen geschrieben hat und die Papiere 30-fach überzeichnet waren, stieg der Kurs bis zum Handelsschluss um 73 Prozent. Als ob da geheime Mächte am Werk waren.
JÖRN KABISCH