: Heimspiel ohne Nutella
Brotaufstrich machen, das können sie bei Nutella. Aber als Fußball-Talentscout arbeiten? Eher nicht
Vermutlich mussten sie in der Nutella-Marketingabteilung ein bisschen schlucken, als Jürgen Klinsmann am Montag bekannt gab, dass Kevin Kuranyi nicht mit zur WM fährt. Geweint hat wohl keiner. Dafür hat man sich inzwischen zu sehr an Tiefschläge gewöhnt, wenn es um die glücklose Werbekampagne „Heimspiel mit Nutella“ geht.
Dabei hatte man sich das vor zweieinhalb Jahren so schön ausgedacht: Nutella gehört zum DFB-Ernährungspool – Fußball passte also – und als Werbeträger hatte man sich vier äußerst medientaugliche Kicker ausgesucht: Andreas Hinkel, Benny Lauth, Arne Friedrich und eben Kevin Kuranyi. Alle 23 und jünger, alle „sympathisch und unverbraucht“, alle mutmaßlich am Beginn einer großen Karriere. In den TV-Spots sitzen die vier im Dress der Nationalmannschaft am Frühstückstisch, essen Nutellabrote und unterhalten sich.
Dumm bloß, dass die Sache mit dem Nationaldress von Beginn an nicht so recht passte: Quasi mit dem Kampagnenstart ging Benny Lauth verloren. Einer Verletzung folgte eine bis heute andauernde Formkrise, Länderspiele machte er seitdem keine mehr. Auch Andreas Hinkel verlor zunehmend an Spritzigkeit. Er kam über den Status des Ergänzungsspielers nie hinaus, im Spätsommer 2005 war Schluss. Und jetzt auch noch Kuranyi. So ist Arne Friedrich der einzige Nutella-Fußballer, der bei der WM vertreten sein wird.
Bei Ferrero zeigte man sich gestern demonstrativ unbeeindruckt. Dass Kuranyi nicht zum WM-Kader gehöre, sei „schade, speziell für Kevin Kuranyi“, aber das wäre kein Grund, die Kampagne jetzt nicht weiterzuführen. Man stehe zu Kuranyi, genau wie zu den anderen Nutella-Kickern: „Wir finden die nach wie vor alle Klasse.“
Das ist ehrenvoll. Zur WM fahren dennoch andere Spieler. Noch jüngere, noch unverbrauchtere. David Odonkor zum Beispiel. Der wurde nach seiner Nominierung allenthalben für seine enorme Schnelligkeit gelobt. Ohne Nutella im Bauch rennt sich’s halt besser. MBR